Mag Tom optisch auch noch etwas zu jung für Bond sein (auch wenn ich das nicht mit zehn Jahren einstufen würde), so könnte gerade das von Vorteil sein:
Heutige Produktionsumstände zeigen in einer geradezu unschönen Deutlichkeit, dass wir künftig maximal mit einem Dreijahresrhythmus rechnen können, womöglich gar vier.
Vier Jahre glaube ich nicht. Dass wäre eher die Ausnahme wie bei einem Darsteller- oder Konzeptwechsel, einem Rechtsstreit oder einem Verleih-Konkurs. Es ist aber gut möglich, dass sich ein Dreijahresrhythmus etabliert. Aber auch das kann sich wieder ändern, wenn im leitenden Produktionsstab, sprich der Familie Broccoli-Wilson, ein Generationswechsel ansteht. Das Kuriose ist ja, dass auch mit längerer Vorbereitungszeit nicht unbedingt ein Knaller entsteht (siehe beispielsweise die Fälle
Die Another Day und
Spectre). Ich denke, der Zweijahresrhythmus würde immer noch funktionieren, wenn das Drehbuch früh steht und ein Regisseur ohne Eskapaden und Sonderwünsche früh eingebunden ist. Die eigentliche Produktion bekommt man in diesem Zeitrahmen problemlos hin, wie man bei anderen Filmproduktionen sieht. Konzept, Drehbuch und Regisseur müssen halt früh feststehen. So gab es in den letzten acht Jahren auch deswegen nur zwei Bondfilme, weil die MGM-Krise eine zeitlang für Unruhe sorgte und man für Sam Mendes ewig lang bei beiden Filmen den Zeitplan aufgeschoben hat. Am Ende dürften aber meines Erachtens finanzielle Gesichtspunkte den Ausschlag hinsichtlich eines Dreijahresrhythmuses geben, denn Bondfilme mit längerer Wartezeit haben bisher immer bessere Ergebnisse an der Kinokasse erzielt, als Werke, die schon zwei Jahre nach dem Vorgänger in die Lichtspielhäuser kamen.
Was nun
Tom Hiddleston angeht, so war mein Punkt gar nicht so sehr, dass er jetzt noch zu jung für Bond aussieht, sondern eher, dass seine Gesichtszüge möglicherweise per se zu weich und jugendhaft für Bond sind. Es gibt eben Schauspieler, die sehen fast ewig jugendlich aus.
Eddie Redmayne, der mit 34 fast noch aussieht wie ein Schuljunge, ist zum Beispiel ein noch prägnanterer Fall. Hiddleston sehe ich jetzt nicht so extrem, aber ich bin mir noch nicht sicher, ob er mit Vierzig reif genug für die Rolle aussehen wird. Bond sollte schon ein paar Ecken und Kanten haben und nicht nur wie ein glatter Sunnyboy wirken. Ich denke auch, dass ein Darsteller auf jeden Fall Mitte/Ende Dreißzig sein sollte, wenn er die Rolle übernimmt. Roger Moore und Pierce Brosnan hatten - wie ich finde - auch erst mit Anfang Vierzig die richtige optische Reife für 007. Besonders Brosnan sah zu
Remington Steele-
Zeiten doch noch viel zu sehr wie ein Greenhorn aus, weswegen ich es auch stets als Glück gesehen habe, dass Timothy Dalton dann 1986 doch noch vor ihm zum Zuge kam. Wer mit Ende Dreißzig die Bondrolle übernimmt, kann sie dann auch mindestens mal locker zehn Jahre spielen. Und da ein Bonddarsteller heute ohnehin eher drei bis vier, anstatt wie früher sechs bis sieben Serieneinträge dreht, ist dieser Zeitrahmen nun auch kein so großes Problem.