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Scarpine

Verschlagener Korse

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21

Dienstag, 20. Dezember 2016, 10:54

Meine Rangliste der Nolan-Werke:

1. Memento
2. Inception
3. The Dark Knight
4. Following
5. The Prestige
6. Interstellar
7. Batman Begins
8. The Dark Knight Rises
9. Insomnia


Außer Konkurrenz; da (Dokumentar-)Kurzfilme: Doodlebug & Quay
"Enjoying our little party, Monsieur... Saint John Smythe?"

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22

Dienstag, 20. Dezember 2016, 15:01

Was haben nur immer alle gegen Insomnia? :D
Wenn ich Handlung, Dialoge etc. nicht berücksichtige, sondern nur die eigentliche Atmosphäre aufsauge, gefällt mir dieser Film von Nolan am Besten, sagt mir gar weitaus mehr zu als die übrigen Werke.
"L oyalität bedeutet mir wesentlich mehr als Geld."

Scarpine

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23

Dienstag, 20. Dezember 2016, 16:09

Was haben nur immer alle gegen Insomnia? :D
Wenn ich Handlung, Dialoge etc. nicht berücksichtige, sondern nur die eigentliche Atmosphäre aufsauge, gefällt mir dieser Film von Nolan am Besten, sagt mir gar weitaus mehr zu als die übrigen Werke.

Das Bessere ist der Feind des Guten. :D

Als ich den Film zum ersten Mal gesehen habe, hat er mir auch sehr gut gefallen. Aber irgendwie sind Memento und Following atmosphärisch dichter und alle späteren Filme sind einfach "reifer" und "größer". Das ist schwer zu beschreiben. Insomnia ist ein guter Thriller, aber eben doch nicht der ganz große Wurf. Die anderen Nolan-Werke sind eben durch die Bank vielseitiger...
"Enjoying our little party, Monsieur... Saint John Smythe?"

24

Freitag, 22. Mai 2020, 22:04

Der zweite, etwas längere Trailer zu TENET.

Der Film soll ja am 17. Juli in den Staaten starten, und am 16. bei uns. Es ist der Blockbuster, der bisher nicht verschoben wurde, und daher eine Art Hoffnungsträger für ein wiederkommendes Kino nach der Krise. Sollte er dann wirklich im Juli ins Kino kommen, werde ich ihn mir auf jeden Fall dort ansehen. Nach Bond ist das der Film, auf den ich mich am meisten freue. Aber es ist eben auch ein eigenständiger Genrefilm, die es ja mittlerweile auch schwerer haben als die Franchise-Sachen. 'Blickpunkt Film' schreibt dazu treffend: Es geht in diesem Fall nicht nur um Geld, sondern eben auch um die symbolische Strahlkraft: Wer als Hoffnungsträger antritt, sollte diese Hoffnung besser nicht enttäuschen.

Mister Bond

Felix Leiter

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25

Mittwoch, 27. Mai 2020, 22:11

Ganz klar, neben Bond mein "Must-see" dieses Jahr (hoffentlich).

Scarpine

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26

Donnerstag, 28. Mai 2020, 14:27

Vermutlich hat Christopher Nolan mit Tenet wieder einen guten Film mit einer spannenden Original-Idee zustande gebracht. Und der Hauptdarsteller John David Wahington sieht sehr interessant aus. Ein talentiertes, noch weitgehend unverbrauchtes Gesicht. Aber irgendwie ist es eben auch wieder der typische Nolan-Film. Mit Wolkenkratzer-Helikopterflügen, Glasfassaden-Shots, tiefen Hochhausschluchten bei Nacht, hypnotischer Musik, urbanen Suppenküchen- und Stadionszenen, ständigen Wendungen, Realitäts- und Zeitsprüngen und obercoolen Männern, die schlendernd in der City gewichtige Gedankenspiele über unmögliche Dinge anstoßen. Eigentlich könnte der Trailer auch Inception 2 bewerben und keiner würde den Unterschied merken... ;)

Für mich wäre es eigentlich auch ein 'Pflichtbesuch', aber trotz meiner 'Affenliebe' zum Kino sehe ich da momentan schwärzer als schwarz. In meinem Bundesland dürfen die Kinos zwar wieder öffnen, aber mit Maskenpflicht bei der Vorführung. Und ich kann mir nicht vorstellen, drei Stunden oder mehr mit Maske in einem schlecht belüfteten Kinosaal zu hocken. Dennoch hoffe ich für den Briten und die Kinoindustrie auf einen Erfolg. Wenn es einer schafft, dann Nolan. Immerhin haben nur sein klangvoller Name und seine Reputation einem sperrigen Kriegsdrama wie Dunkirk zu einem Blockbuster-Einspielergebnis verholfen.
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27

Freitag, 29. Mai 2020, 22:11

Eigentlich könnte der Trailer auch Inception 2 bewerben und keiner würde den Unterschied merken...


Das stimmt. Vielleicht freue ich mich deshalb auch auf den Film, weil es nach dem eher seelenlos wirkenden 'Dunkirk' mal wieder typische Nolan-Kost ist. Im Prinzip ist er ja so eine Art Science-Fiction-Hitchcock.

Für mich wäre es eigentlich auch ein 'Pflichtbesuch', aber trotz meiner 'Affenliebe' zum Kino sehe ich da momentan schwärzer als schwarz. In meinem Bundesland dürfen die Kinos zwar wieder öffnen, aber mit Maskenpflicht bei der Vorführung. Und ich kann mir nicht vorstellen, drei Stunden oder mehr mit Maske in einem schlecht belüfteten Kinosaal zu hocken.


Ja, mit Maske würde ich mir das auch schwer überlegen. Wobei das ja immerhin den Vorteil hat, dass man im Kino nicht essen darf. :pop: Am morgigen Samstag öffnen ja die Cinemaxxe in Deutschland, und da ist es so, dass man nur bis zum Platz mit Maske gehen muss, und sie dort abnehmen kann. Alles andere halte ich auch für übertrieben, wenn man sieht, dass sie bei Lanz und Illner auch mit zwei Metern Abstand ohne Maske sitzen. Ich hoffe, dass sich die Situation allgemein bis Juli und vor allem November noch weiter beruhigt.

Mister Bond

Felix Leiter

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28

Samstag, 30. Mai 2020, 15:24

Eigentlich könnte der Trailer auch Inception 2 bewerben und keiner würde den Unterschied merken...


Das stimmt. Vielleicht freue ich mich deshalb auch auf den Film, weil es nach dem eher seelenlos wirkenden 'Dunkirk' mal wieder typische Nolan-Kost ist.

Mein bester Kumpel und ich sind wohl in unserem ganzen Freundes- und Bekanntenkreis auch die größten Nolan-Fans. Und wir beide fanden eben "Dunkirk" auch nicht , du prickeldn. Im Prinzip für uns Nolans schwächster. Dadurch, dass man unzählige Figuren einführt, aber niemand von denen der Hauptidentifikationsanker ist, die Nazis gar nicht gezeigt werden (die Idee war immerhin mal was anderes), wirkt der Film, du sagst es, seelenlos. Nach jedem anderen Nolan Film konnte ich es gar nicht abwarten den sofort nochmal zu sehen. Bei "Dunkirk" wird es bei dem einen mal bleiben.

Scarpine

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Samstag, 30. Mai 2020, 16:09

Im Prinzip für uns Nolans schwächster. Dadurch, dass man unzählige Figuren einführt, aber niemand von denen der Hauptidentifikationsanker ist, die Nazis gar nicht gezeigt werden (die Idee war immerhin mal was anderes), wirkt der Film, du sagst es, seelenlos.
Ich stimme mit dir überein. Auf jeden Fall Nolans schwächster Film. Ich habe mit dem Streifen noch ein ganz anderes Problem. Mit dem für ihn typischen Pathos stilisiert Nolan Dunkirk zu einer Art heroischem Befreiungsschlag, dabei war es historisch betrachtet genau das Gegenteil: Eine krachende Niederlage für die Alliierten. Gerade das Weglassen der Deutschen erweist sich hier als fatal für das Verständnis der Zusammenhänge, denn es war letztlich nur eine Laune von Hitler, die das Zeitfenster zur Evakuierung ermöglichte. Er ließ den deutschen Vormarsch bzw. Nachschub stoppen und die Briten, Belgier und Franzosen damit entkommen. Wäre es nach dem deutschen Generalstab gegangen wäre, hätte man die Alliierten in Dünkirchen komplett eingekesselt und aufgerieben. Ohne die Evakuierungsleistung einer so riesigen Armee schmälern zu wollen, besteht eben doch ein feiner Unterschied zwischen einem rein heroischen Kraftakt und dem Umstand, dass der Faktor Zufall in der Weltgeschichte bisweilen auch einmal Schicksal spielt. Der alleinige Fokus auf die "zu Rettenden" und "die Retter" beraubt den unwissenden Zuschauer eines übergreifenderen, 'weiseren' Blickes auf die damaligen Geschehnisse. So geht der Wissenshorizont des Zuschauers nicht maßgeblich über den der Eingeschlossenen hinaus. Aber vielleicht war es auch genau das, was Nolan - laut diversen Interviews - im Sinne von Herzogs 'extatischen' Wahrheitsbegriffs erreichen wollte. Für mich funktioniert dieser Ansatz bei einem solch komplexen Thema aber nur sehr bedingt.
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Scarpine

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30

Dienstag, 1. September 2020, 14:58

Auf imdb.com ist Christopher Nolans neuer Film mit einem Anfangswert von 8.0 für seine Verhältnisse eher verhalten eingestiegen. Trotz vieler Lobeshymnen und guter Bewertungen wird Tenet zwischen den Zeilen auch immer mal wieder als ein zwar weitgehend gelungener, aber im direkten Vergleich doch schwächerer und geklonter Inception-Epigone bezeichnet.

Kritikerspiegel:

Christoph Petersen von filmstarts.de gibt Tenet die volle Punktzahl und sieht den Film auf einem Level mit Nolans wegweisendem Meisterwerk Inception. Zugleich zieht der Reszensent – wie überraschend viele Kollegen – Vergleiche zu James Bond: "Während man bei 007-Blockbustern aber oft das Gefühl bekommen kann, dass die Handlung und die zentralen Set-Pieces eigentlich unabhängig voneinander entwickelt und erst am Ende zusammengesteckt werden, folgen die Action und die unvergesslichen Bilder bei Christopher Nolan in aller Regel direkt aus der Prämisse." Und er gibt am Ende den Rat einer Figur aus dem Film direkt an den Zuschauer weiter: "Versuchen Sie nicht, es zu verstehen, fühlen Sie es."

Für die Süddeutsche Zeitung betrachtet Josef Grübl Tenet als "eine simple James-Bond-Story, nur mit Zeitreisen, Entropie und Inversion.", deren originellester Einfall die Einbeziehung und Interpretation des antiken Sator-Quadrats sei.

Sebastian Markt sieht für die ZEIT unter der Überschrift "Die Zukunft greift uns an!" in Tenet nicht nur den erhofften Blockbuster-Rettungsfilm für die Kinos, sondern erkennt auch in dem Umstand, dass dieser nun zu einem (post-)pandemischen Zeitpunkt mit ungewissem Ausgang des Covid-19-Verlaufs erscheint, eine weitere 'invertierte' Dimension des neuen Nolan-Werks, das dieses sonst auf diese spezielle Art und Weise wohl kaum entfaltet hätte: "(So) erleben wir fast schmerzlich eine weitere Dissonanz: den Gegensatz zwischen dem Leinwandbild eines Saals voller Menschen und der Realität des unter Distanzierungsregeln nur halbwegs gefüllten Kinos. Ein bis vor Kurzem gewöhnlicher Anblick wird zum irritierenden Bild einer in die Ferne gerückten Vergangenheit. Oder einer ungreifbaren Zukunft. […] Dieser Film lässt uns, in – wenn auch distanzierter – Gemeinschaft in einer Welt versinken, die von den Gesetzen der unsrigen entbunden ist."

Auch sein Kollege Fabian Tietke von der taz sieht durch die Coronakrise vertiefte Bedeutungsebenen in Tenet: "Wenn die Protagonisten des Films schließlich selbst beginnen, durch die Zeit zu reisen, um Ereignisse zu verhindern, lässt sich konstatieren: there is glory in prevention." Und weiter: "Nolans „Tenet“ ist ein rundum gelungener Actionfilm […] (und) markiert die Rückkehr des großen Kinos – bleibt abzuwarten, für wie lange."

James Berardinelli betont in seiner Besprechung ebenfalls die Nähe des Films zu den großen Agenten-Franchises und hebt Nolans besondere Blockbuster-Talente hervor: "Tenet offers a glimpse of what a James Bond movie might look like with Nolan at the helm. […] Tenet contains a number of top-notch action sequences, any of which could rival the centerpiece moments from a Bond or Mission: Impossible film. [...] A lot of directors understand how to mix a testosterone-and-adrenaline cocktail, but Nolan adds a third ingredient, intelligence, to his recipe." Und er schließt mit der Bewertung: "Although Tenet doesn’t represent Nolan at his best [...], it’s among the director’s most ambitious efforts and is a match for his most narratively complicated screenplays. […] However, under ordinary circumstances, it would have been among a select group of “must see” releases during the summer of 2020. As things have turned out, it may be the only one."
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31

Mittwoch, 2. September 2020, 16:19

Ich muss mich auch eher den verhaltenen Stimmen anschließen. Wie ich schon vor einigen Monaten vermutete, ist Tenet schon irgendwie ein Nachzügler des typischen Nolan-Blockbuster-Kinos im Allgemeinen und von Inception im Besonderen. Muss das schlecht sein: Keineswegs. Aber irgendwie entwickelt sich Nolans Stil auch nicht mehr weiter. Der Brite tritt auf der Stelle und beschreitet keine neuen Wege mehr, was sich schon daran zeigt, dass die Genre-Palette (Action, Science-Fiction, Thriller) des Filmemachers weiterhin erkennbar schmal bleibt. Da war Dunkirk als (Anti-)Kriegsfilm schon immerhin ein kleiner Ausreißer. Tenet besitzt ein faszinierende Ausgangsidee und Bilder sowie Choreografien, die man im Kino so noch nicht gesehen hat. Allerdings sind verschiedene Versatzstücke wie Zeitsprünge, Wahrnehmungsverzerrung und physikalisch unmögliche Dinge & Bewegungsläufe in Nolans Oeuvre nun auch schon wahrlich länger präsent, sodass vieles in der Summe auch nicht mehr so neuartig und aufregend wirkt. Einige Stimmen sind auch der Meinung, Nolan habe nun seinen Zenith überschritten und würde bereits anfangen, sich selbst zu kopieren.

James Berardinelli hat in seiner oben zitierten Kritik geschrieben, dass es Nolans Verdienst sei, dem Action-Segment im Blockbuster-Kino durch Intelligenz eine besondere Dimension zu verleihen. Das mag zwar stimmen, aber - wenn man ehrlich ist - endet die Intelligenz in Tenet auch an der Stelle, an der die originelle Idee aus dem Sack ist. Danach suhlt sich Nolan nur noch in Twists, Explosionen, Action-Sequenzen und der durch die Idee ausgelösten Andersartigkeit bzw. Durchbrechung der linearen Erzählstruktur. Insofern lässt sich der im Film geäußerte Ratschlag "Versuchen Sie nicht, es zu verstehen, fühlen Sie es." auch ummünzen in folgende Ansage des Regisseurs: "Ich präsentiere ihnen eine ausgefallene Idee, danach dürfen sie sich nur noch von Schauwerten berieseln lassen." Von der intelligenten Machart bleibt am Ende nicht einmal mehr eine Pointe, sondern nur noch ein Action-Feuerwerk im 'Alles ist möglich'-Stil. Und das lässt - bei aller optischen Brillanz - die 150 Minuten doch im Rückblick einigermaßen zähflüssig und gehaltlos erscheinen. Der Nachhall, den eine vom Prinzip her ähnlich gelagerte Geschichte wie Inception noch auslöste, bleibt bei Tenet weitgehend aus, weil der Film im wesentlichen auf der technischen Ebene - eine wissenschaftliche Grundidee filmisch zu visualisieren - verharrt.

Auch in Bezug auf den menschlichen Faktor macht Nolan eher wieder Rückschritte. Die Figuren bleiben konturlos und dienen eigentlich nur dem filmischen Fluss; sie besitzen kaum Eigenleben. John David Washington und Robert Pattinson sind an sich famose Helden, aber so richtig mitfiebern tut man mit ihnen nicht. Der Protagonist hat anders als Cobb in Inception auch keinen echten Konflikt, was seinem Handeln mehr Relevanz und Tiefe verleihen würde, als nur den Vorgaben des verworrenen, technokratischen Drehbuchs zu folgen. Auch der Subplot um Kenneth Branagh und Elisabeth Debicki gibt nicht viel mehr, weil man eine solche Figuren-Konstellation in dieser Ausprägung einfach schon hundertfach auf der Leinwand gesehen hat. Hier bleibt der Film so schemenhaft und sachlich wie die Ausgangsidee. Auch das Dialogniveau fällt gegenüber Nolans vorherigen Filmen schon erkennbar ab, was auch nicht gerade von Vorteil ist, wenn man schon keine philosophischen Fragen in irgendeiner Form an die initiative Idee anschließt. Ansonsten bekommt man alles, was man sonst von Christopher Nolan gewohnt ist (inklusive eines dröhnenden Scores von Ludwig Göransson), auf einem soliden bis guten Niveau serviert. Nach meinem Eindruck ist Tenet ein Werk, das in Nolans Schaffen einen Mittelfeldplatz belegen dürfte.
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32

Sonntag, 6. September 2020, 16:52

Gestern habe ich Tenet auch endlich gesehen. Ich bin ehrlich gesagt noch sehr hin und her gerissen. Auf der einen Seite kann ich einige Kritiken verstehen, die in dem Film eine gewisse menschliche Wärme oder 'Seele' vermissen. Vor allem zwei Punkte sind mir da etwas negativ aufgefallen. Zu einen die Besetzung. Auf mich hat praktisch der gesamte Cast komplett fehlbesetzt gewirkt, um es mal so drastisch zu sagen. Dieses Gefühl hatte ich erst letztens, als ich 'Der zerrissene Vorhang' gesehen habe, wo Paul Newman einfach fehl am Platz ist und dem Film viel von seiner Wirkung raubt.

John David Washington hat mich jetzt nicht so überzeugt. Hier hatte ich das Gefühl, dass Nolan einen Gegenentwurf zum klassischen Bondtyp schaffen wollte, was an sich ja eine gute Idee ist. Aber es wirkt auch ein bisschen wie die typische Hollywoodstrategie dieser Tage, mit der man Kritiker positiv stimmen will. Auch Robert Pattinson mag ich an sich, gerade letztens in 'Der Leuchtturm', aber ich habe das Gefühl, dass er zwar schon ein überzeugender Schauspieler ist, aber ihm dieses Charisma fehlt, das einen ganzen Film tragen kann. Es ist grundsätzlich lobenswert, dass Nolan mal von seinem Stamm-Ensemble weg wollte - von dem nur Michael Caine kurz zu sehen ist - aber ehrlich gesagt haben mir Typen vom Schlage eines Leonardo Di Caprio oder Christian Bale hier sehr gefehlt. Gerade dadurch, dass die Figuren nur sehr schemenhaft umrissen werden, und allein durch das Spiel zum Leben gebracht werden müssen.

Wenn ich da an 'Batman Begins' beispielsweise denke, da ist wirklich jeder Charakter kongenial besetzt. Allein Morgan Freeman brachte da soviel Herz und Humor ein. Solche Charaktere fehlen mir in Tenet komplett. Auch Elisabeth Debicki und Kenneth Brannagh fand ich irgendwie dysfunktional. Obwohl der Gegenspieler an sich schon äußerst interessant war und sein Motiv eine faszinierende Idee, die so auch gut in einen Bondfilm gepasst hätte.

Überhaupt wirkt der ganze Film seltsam kalt, verkopft und technokratisch. Als ob das der erste Film ist, der vollständig von einer künstlichen Intelligenz geschaffen wurde. Ähnlich wie bei Nolans Batman und bei 'Inception' gibt es einige Anleihen an Bondfilmen, gerade die Szenen auf der Yacht. Aber das wirkt absolut null bondig oder mondän. Dazu kommt dann auch die Musik. Auch hier hab ich - bei aller Kritik, die an ihm immer geübt wird - Hans Zimmer schmerzlich vermisst. Insofern, ja. Tenet zeigt Nolan leider nicht auf der Höhe seiner Kunst, sondern setzt den Hang zur artifiziellen Sterilität - den ich in Interstellar und vor allem Dunkirk schon unangenehm bemerkt habe - konsequent fort.

Auf der anderen Seite fand ich den Film aber auch äußerst faszinierend, stellenweise wirklich verblüffend. Nolans Grundidee mag auf bestehende Science-Fiction-Konzepte zurückgreifen, aber das, was er da auf der Leinwand losbricht, hat man so noch nie gesehen. Wenn man sich kopfmäßig drauf einlassen kann, ist es ein absolut atemberaubendes Spektakel. Und das ist das, was ich an Nolan dann doch liebe. Selbst in einem für ihn mittelprächtigen Film gibt es mehr Freude an Kreativität und Innovation als in den ganzen restlichen Blockbusterkram heutzutage zusammen. Da ist mir ein Film mit Fehlern, aber einem völlig neuen und einzigartigen Konzept lieber als durchgestylte Hochglanzprodukte, die Comic-Heftchen aus den 60ern bis auf das letzte Komma ausmelken.

Insofern finde ich es auch ein bisschen billig, dass Kritiker jetzt auf Nolan einhacken, gemäß dem Motto: Tenet beweist, dass Nolan schon immer überschätzt war. Einen ähnlichen Effekt gab es ja auch bei Shyamalan, wo man später gesagt hat, dass Sixth Sense im Rückblick ja auch nicht so toll gewesen sei. Viele Leute haben irgendwie dieses Bedürfnis, Dinge, die viele Menschen beeindruckt haben, im Nachhinein kleinzureden und schlecht zu machen. Ja, Tenet ist vielleicht kein zweites Inception, aber das macht seine früheren Filme und seinen enormen Einfluss auf andere Filme nicht kleiner.

Ich würde auch nicht unbedingt sagen, dass sich die intelligente Machart bei Tenet auf die Grundidee beschränkt, die dann nur noch ausgewalzt wird. Der Film spricht schon verschiedene existenzielle Themen auf verschiedenen Ebenen an. Ich würde nicht von mir behaupten, dass ich das alles beim ersten Sehen erschlossen habe, und ich habe das Gefühl, dass der Film auch auf der erzählerischen und der Subtextebene komplexer ist, und diese Komplexität nicht nur vortäuscht. Gerade auch was das Thema Glaube und Schicksal angeht, was schon im Titel steckt.

Von daher werde ich mir den Film wohl noch mindestens einmal ansehen. Läuft ja auch nicht so viel Konkurrenz zur Zeit.


Um mal eine Liste aus der Hüfte zu schießen:

1) Inception
2) Batman Begins
3) The Dark Knight
4) Memento
5) The Pestige
6) Tenet
7) The Dark Knight Rises
8) Interstellar
9) Insomnia
10) Following
11) Dunkirk

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Martin« (6. September 2020, 17:05)


Mister Bond

Felix Leiter

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Donnerstag, 10. September 2020, 21:51

Tenet sah ich vorletzten Samstag als Nolan-Fan auch im Kino.
Wenn man den schauen will, dann sollte man das auch im Kino tun. Nolan weiß wofür er kämpft.
Andererseits gebe ich Recht, fehlte eine emotionale Bindung wie zu den Hauptdarstellern zuvor. Egal ob die Batman-Trilogie oder Prestige, Inception, Interstellar, Memento, es ging häufig um Verluste der Hauptdarsteller und wie sie damit dann umgehen müssen.
In Memento der Tod der Frau, Bruce Wayne verliert erst seine Eltern, in The Dark Knight seine wirkliche Liebe Rachel Dawes, dann zerstreitet er sich in The Dark Knight Rises mit Alfred und es droht der Verlust ganz Gothams. Cobb verlor in Inception seine Frau, es drohen der Verlust seiner Kinder und seiner kompletten Wahrnehmung, in Prestige verliert Angier (Jackman) seine Verlobte, in der Rivalität zu Borden (Bale) verlieren beide das Maß und die Menschlichkeit, Borden verliert dann auch seine Frau und es droht der Verlust seiner Kinder (durch Angier). In Interstellar ist es der Abschied von McConaughey und seiner Filmtochter, die hohe emotionale Bindung beider Charaktere.
John David Washington hat da als "Protagonist" nichts. Einerseits verstehe ich, dass Nolan quasi eine Bondfigur geschaffen hat, aber leider ist für mich Denzels Sohnemann noch nicht so cool wie Daddy, Sean Connery oder Roger Moore. Da hat mich Robert Pattinson eher überzeugt und auch Branagh kam sehr fies rüber.
Andererseits empfinde ich Tenet auch als sperrigsten Nolan Blockbuster. Nicht nur wegen der emotionalen Ebene, sondern weil durch die Inversion,man sich bei vielen Szenen fragen darf "was ist nun wie?"
Da empfinde ich Inception und auch Interstellar leichter.

Momentan sieht meine Nolan Rangliste (habe auch die Batman Filme und Inception nochmal geguckt) so aus:

10/10
1. The Dark Knight
2. Inception

9/10
3. The Prestige
4. The Dark Knight Rises
5. Batman Begins
6. Interstellar

8/10
7. Tenet

6/10
8. Dunkirk

Memento, Insomnia muss ich wieder sehen, ist leider lange her. The Following sowieso.

34

Montag, 14. September 2020, 02:14

Gestern mit einem Freund zum zweiten Mal gesehen. Zweimal ansehen hilft bei dem Film wirklich enorm. Ich habe einige Dinge viel besser verstanden, und ich fand den Film insgesamt auch besser. Aber die zwiespältigen bis negativen Eindrücke haben sich teilweise auch eher bestätigt. (Zum Teil leichte SPOILER)


Darstellerisch hat mir Robert Pattinson besser gefallen. Ich glaube wirklich, dass es bei ihm eher an der Rolle liegt, dass er mich beim ersten Mal nicht so mitgenommen hat. Vielleicht hätte man die Rollen einfach vertauschen sollen. Der Eindruck, dass John David Washington der Hauptrolle nicht ganz gewachsen ist, hat sich eher noch verstärkt. Hatte mein Kumpel auch so. Teilweise hat er mich bei den Onelinern an George Lazenby erinnert. Da hätte ich mir beispielsweise Idris Elba sehr gut vorstellen können. Die Rolle des Antagonisten hätte auch viel mehr Potential gehabt. Hier hätte ich mir jemand mit mehr Hintergründigkeit und Ironie gewünscht. Kenneth Branagh liefert hier einfach nur einen grimmigen Oligarchen ab, ohne großartigen Subtext.

Aufgefallen ist mir auch noch stärker, wie überkonstruiert und wirr die Eröffnungsszene ist. Teilweise wirkt das wie aus einem anderen Film. Welche Rolle der Protagonist und sein Team hier spielt und was der Hintergrund ist, bleibt eher unklar. Statt Charaktere einzuführen, die dann nie wieder auftauchen, hätte Nolan sich lieber auf die Exposition der Hauptfigur und seiner Welt konzentrieren sollen. So wie in Inception etwa.

Die Musik verstärkt den kalten und unpersönlichen Eindruck, ähnlich wie bei GoldenEye. Vielleicht ist Tenet für die Kinobranche das, was GE für die Bondfilme war. Ein wichtiger Film, den mehr eher respektiert als liebt.

Im Gespräch nach dem Film sind wir zu dem Eindruck gekommen, dass der Film irgendein grundsätzliches Problem während der Produktion gehabt haben muss. Zu starke Einmischung der Produktionsfirma? Ein Drehbuch, an dem zu lange herumgedoktert wurde? Teilweise wirkt die Story wie aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt,vor allem am Anfang. Oder hat Nolan während der Krise weiter an dem Film gewerkelt, bis er das Gefühl für die richtige Stimmung und Atmosphäre verloren hat? Da war vielleicht die Entscheidung von Cary Fukunaga, NTTD einfach bis zum Kinostart als fertigen Film ruhen zu lassen, sehr klug. Möglicherweise war der vergleichsweise frühe Start nach der Krise gar kein Kompromiss, sondern eher Absicht, um einem nicht ganz geglückten Film den Nimbus des großen Kinoretters zu verleihen. In einer Kritik hieß es dazu nicht ganz unzutreffend: "Vielleicht braucht Tenet die Kinos mehr als die Kinos Tenet".

Die Grundidee des Films und den Hintergrund fand ich aber auch beim zweiten Mal wirklich gut und faszinierend. Vor allem das große Finale ist nach wie vor wirklich bombastisch. Und auch die Aussage des Films am Ende wirkte etwas runder und stimmiger, auch wenn es ähnlich wie bei Dunkirk eine extrem vereinfachende Message für einen so komplexen Film ist. Wenn man den Film nicht mit den Erwartungen an einen Nolan-Film sehen würde, würde er sicher allgemein viel positiver aufgenommen werden, denke ich. "Looper" wurde beispielsweise seinerzeit wegen ein paar netten Ideen gefeiert, obwohl der meiner bescheidenen Meinung nach wesentlich mehr Logik- und Dramaturgieschnitzer hat und deutlich unrunder ist.

Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von »Martin« (14. September 2020, 11:44)


Mister Bond

Felix Leiter

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35

Dienstag, 29. September 2020, 11:50

Ich schaute "Tenet" vor knapp 2 Wochen auch nochmal im Kino. Dieses Mal mit einem Freund. Der hatte am Ende des Films auf jeden Fall mehr fragen. Und dass ist das Gefühl, welches ich auch beim zweiten Schauen hatte:
die letzten 45 Minuten sind zu schnell, da überschlagen sch die Ereignisse, da wollte Nolan zu viel. Im Grunde ab der Szene, in der Branaghs Figur nach dem tollen Straßen Heist inversiv eingreift.
So etwas hat Nolan früher doch verständlicher und mit mehr Ruhe gelöst. Gerade das Finale in Tenet, also die Erstürmung der beiden Teams (rot & blau), finde ich auch eher schwach.
Deshalb kommt "Tenet" nicht in meine Nolan Top 6/7.

Taight96

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36

Donnerstag, 8. Oktober 2020, 10:41

Also ich habe Tenet auch gesehen und muss sagen das es ne geile Idee war und auch zum Teil gut umgesetzt wurde jedoch hat die Zeit gefehlt. Mein absoluter Lieblingsfilm von Christopher Nolan ist Interstellar.

37

Freitag, 9. Oktober 2020, 00:32

Also ich habe Tenet auch gesehen und muss sagen das es ne geile Idee war und auch zum Teil gut umgesetzt wurde jedoch hat die Zeit gefehlt.


Ich fand eher, dass man von der Gesamtlaufzeit durchaus etwas hätte kürzen können.