Nach Martins "Atomic Blonde" gleich noch ein weiterer Audi V8 Film: "Inland Empire"
Mangels Platz in 2 Beiträgen untergebracht
Welten der Zeiten sollten vergehen, lange schob
ich (aus diesem nachfolgenden Grunde beschränke ich mich auch eher in
aller erdenklichen Kürze darauf, die erzeugte Stimmung zu beschreiben,
eher weniger dagegen, beziehe ich mich auf die vermeintlichen Inhalte im
eigentlichen Sinne) das nicht erst unlängst vor meinem geistigen und
seelischen Auge zu schweben begonnen habende Filmprojekt „Inland Empire“
vor mir her, verängstigt gar, könne man solch sagenumwobenen
Labyrinthen des Denkens, Fühlens, Spürens, Erlebens und
schauspielerischen Strebens doch auf schriftlicher Ebene ohnehin nicht
ansatzweise gerecht werden, da es sich schlicht und ergreifend um einen
jener Filme handelt, die zu erleben es sich ausschließlich dann lohne,
widme man sich ihnen mit voller Hingabe und Aufopferungsbereitschaft –
eine schriftliche Aufarbeitung in Form einer „textlichen Darbietung“
wird somit zum Scheitern verurteilt sein, entspricht aber dennoch dem,
was ich sogleich anzustreben versuche.
Breiten wir uns nunmehr
gemeinsam auf dem Altar der Rätsel aus, lasset uns gedanklich
dahingleiten und unseren Weg im Nirgendwo finden …
Gigantomanisch
große Räumlichkeiten empfangen uns und erzeugen psychedelische
Empfindungen der Schwerelosigkeit, bizarre Farben betäuben das Innere
unserer Augen, absonderlich anmutende Hasenkostüme (!) bedecken die
Identität des weitestgehend unbekannten protagonisten-bezogenen Ichs und
ein fast gänzlich als stumm zu bezeichnender Beginn, läutet ein Werk
ein, welches wenige Dialoge, wie sie aber dafür umso komplexer
erscheinen, kaum verständlich vortrüge, uns geleitend in einen
entsetzlich langen Flur der Ungewissheit, surreale Winde spürend,
Gesichter und Visagen geschickt verdeckend , all dies zunächst nicht
ohne des Verzichtes auf Schwarzweißbilder zu entbehren, wir entledigen
uns somit zunächst nicht der Farblosigkeit.
Alles verschwommen,
erdentrückt sanftmütige Musik der Magie umschmiegt unser Gehör und
könnte man das Innerste einer Psyche mit kinematographischen Bildern
gleichsetzen, so sähen sie aller Vermutung nach zu urteilen so aus, wie
es die abstrakte Kunst Inland Empires darzustellen vermag.
Ein
Drehbuch im herkömmlichen Sinne einer entwirrten Struktur, lag dem
Meister diesmal mitnichten vor und auch seine eigene Federführung
scheint nicht die zu sein, unter welcher er im Vorfelde ein klares Netz
gewoben, böse Zungen würden gesponnen sagen, zu haben scheint, vielmehr
heißt es, schenkt man dem Gemunkel Glauben, er habe – und so fühlt sich
das Werk auch wahrlich an – erst am Tage des Drehens am Set Platz
genommen und sich in kreativen Gedankenfluten der Spontanität einen
Entwurf für die sogleich zu drehende Szene ausgemalt, ein ähnliches
Konzept soll im Übrigen auch einstmals in den 70er Jahren ein gewisser
Louis Malle verfolgt haben, „Black Moon“ der Titel des entsprechenden
Versuchsballons , dessen dichte Atmosphäre und vielschichtige Brillanz
bis zum heut'gen Tage ihresgleichen suchet und dabei nur bedingt fündig
wird.
Eine dunkel ausgeleuchtete Räumlichkeit werde nunmehr gefilmt
von unten, es werde Licht und das „Tier“ entschwinde, kleine Puzzleteile
und Versatzstücke schier unlösbarer Rätsel, werden fast unsichtbar
verstreut und verteilt wie kleine Brotkrümelchen, wie wir sie schlicht
und ergreifend nur unbewusst und unauffällig wahrzunehmen imstande sind,
wir wissen dass sie vorhanden sind, entdecken aber nicht den Ort ihres
Daseins.
„Ich verstehe vollkommen“, sprach es in -aus vorheriger
Sicht- nicht allzu ferner Bälde aus dem Munde eines einzelnen
Protagonisten – bedauerlich (oder doch erfreulich) nur, dass wir ihm in
keinster Weise werden beipflichten oder gar uneingeschränkt Zustimmung
schenken können, denn wir, die wir diesen Filmstrudel über uns ergehen
zu lassen bereit sind, uns sozusagen freiwillig als Opfer zur Verfügung
stellen, können eines garantiert nicht von uns behaupten:
„Wir verstünden vollkommen.“
Alles befände sich unter der Oberfläche, sei symbolisch, entfalte alptraumhafte und doppelt verzerrte Begierde...
Ein
Teppich so gigantisch groß wie das räumlich so breitflächige Herz der
Finsternis, eine 'neue Nachbarin' so aufdringlich und unangenehm wie
jene in einem Polanski-Film (oder siehe auch die mit derselben Dame
aufwartende Hommage in Form des Films „the glow“), sei es nun Ruth
Gordon in Rosemary's Baby, oder aber im Grunde genommen so gut wie JEDER
Nachbar aus „Der Mieter“, jawohl, werte Freunde der Nacht, es scheint
gar, als erhöbe sich ein Monsieur Zy allein für uns aus seinem Grabe, um
uns über die Schulter zu schauen und uns streng zu begleiten auf dem
Wege in das alles enthaltende Nichts, drum fühlet euch belästigt und
kommet euch vor, als bestünden bestmögliche Gründe zur Beunruhigung und
Besorgnis – und damit sollten Sie befürchtungstechnisch auch recht
behalten....
Stille der Vollkommenheit, bizarre Nahaufnahmen
scheinbar belangloser und doch irgendetwas enthaltender Gegenstände,
Visagen verzerrten Grauens, Film-im-Film-Szenarien , deren
Suggestivkraft uns in die bedrohlichen bis gar unendlich befremdlich
anmutenden Welten lockt, so wie etwa ein rotfarben kopfbedecktes Kind in
einen dunklen Wald läuft und sich auf direktem Wege in die Fänge des
faszinierten „Feindbildes“ begibt, sind es hier nun die „Erwachsenen“,
die wieder so ängstlich wie ein Kind im Walde sein dürfen, denn Angst
verbindet uns, ob Jung ob Alt, ob schön ob unschön, sie ist
allgegenwärtiger Bestandteil und in manchen Momenten sogar vonnöten...
Lasset euch in eine versponnene Vergangenheit geleiten und vergesset eine jede „logische“ Zeitrechnung um euch herum...
Verworrene
Inbegriffe der Irritation umkreisen unser Herz in Wonne und Schmerz und
entbehren aller Sonnenstrahlen , „...ich habe das Gefühl, wenn es 9:45
Uhr wäre, dächte ich, es sei Mitternacht“, uns gekonnt in die Irre und
Ratlosigkeit führende Zitate dieser Art etwa, zögen sich wie ein
blutunterlaufen-rötlicher Faden durch den gesamten Film und
ausschließlich die Figur von Laura Dern („Blue Velvet“) scheint unseren
reichlich verschachtelten Abwesenheitszustand des „klaren“ Bewusstseins
zu teilen .
Wir befinden uns in gewisser Weise inmitten Hollywoods ,
wohnen aber gleichsam der weltgewordenen Hölle bei, die
sonnendurchflutete Scheinwelt dortiger Lebens- und Filmexzesse ,
widerspricht in ihrer bemerkenswert bunt blendenden Erscheinung in
geradezu krassen Kontrasten der Dunkelheit, die zu verspüren unser
Auftrag sein wird, Jeremy Irons überzeugt Laura, wahrlich (zu!) tief in
das neue (innerhalb des Films Gestalt annehmende) Filmprojekt
einzutauchen, selbige Produktion stünde aber einer makabren
Vergangenheit wegen ohnehin schon unter einem etwas ungünstigen Stern
der Mysterien unaufgelöster Art …
Scheinwelten voller Glanz, geradezu
grotesk erscheinen sie ob der allgegenwärtigen Düsternis und angesichts
der bereits beschriebenen Dunkelheit, erst die Kontraste machen einen
Alptraum zu einem ebensolchen, sei es jener, zur morgendlichen Stund' zu
erwachen und zu bemerken, dass es „nur“ (wieso eigentlich nur?!, reicht
das etwa nicht?) ein Traum war, oder aber auch die bizarre Wandlung,
innerhalb des Traums sowohl Grässliches als auch Bildschönes zu erleben.
Blutunterlaufene
Wände, Lichter des Grauens, ein Meer aus Fragen, „grauenvoll ist eine
unzureichende Beschreibung“ - diese Worte beschreiben (übrigens durchaus
positiv), ironischerweise mal wieder innerhalb des Films selbst, jenes
Werk, welchem wir gebannt beiwohnen und folgen und welches sich über
sage und schreibe drei volle Stunden erstreckt.
Wie in „Mulholland
Drive“ sind es Filmszenen, gespielt IM Film, die alledem den in
verdoppelter Darstellungsweise in Erscheinung tretenden
Fiktionscharakter verleihen und angedeihen lassen, ohne aber die
schauspielerische Verbindung zum menschlichen Original der Figuren
abhanden kommen lassen zu müssen, hier nun jedoch scheinen diese so oft
meinerseits zur Erwähnung gebrachten Film-im-Film-Elemente eine
umfangreichere Sprache zu sprechen, denn waren es in Mulholland Drive
nur einzelne davon betroffene Szenen, verschmelzen wir hier nun
regelrecht DAUERHAFT mit dem „Gespielten“...
Einem extrem langsamem
und grenzenlos ausgedehnten Aufbau geben wir uns gefühlte Monate über
hin – und doch möchte ich keine einzige Minute missen müssen, denn das
Märchen der verfluchten Vernichtung geleitet uns spannender Erzählung in
die Tiefen der (Todes-)Vorgeschichte des unvollendeten Filmprojektes,
gnadenlos verzerrte Nahaufnahmen im „Leichenverbrenner“-Stil (196
untermauern berechtigte Ängste Ihrer- und meinerseits und treffen uns
inmitten des Kerns unserer selbst, prallen weder ab, noch verlassen sie
uns umgehend, sondern sie bilden einen lebhaften Teil von uns, wirken
nach, vergraben sich tief in unserem Unterbewusstsein und residieren
dort mit dem größten Vergnügen.
Wie so oft, spüren wir Davids
herzergreifend stark ausgeprägte Liebe zum ehemaligen Hollywood, „there
is a kind of creativity in the air“, sagte er einstmals über Los Angeles
und spürt den dortzulande allgegenwärtigen Drang nach filmischer
Umsetzung von Ideen – völlig unabhängig davon, ob dies in Hollywood denn
überhaupt regelmäßig gelänge, bedauerlicherweise muss man David
diesbezüglich nämlich als einsames Ausnahmetalent wahrnehmen, oder aber
die Studios lassen dergleichen nicht bei jedem Visionär auch wirklich zu
und beschneiden und berauben die Denker ihrer Ideen sowie innerer
Konzepte…
„Es gibt ein Meer der Möglichkeiten“ - diesen Satz können
wir zweifelsohne auf alle interpretatorischen Zusammenhänge des
entsprechenden Films übertragen und kämen dennoch zu dem Resultat, dass
es gar mehr ist als ein Meer, denn wo das Meer noch Grenzen kennt, diese
in sich trüge und eines Tages endet, etwa am Strande, sind den
Interpretationsversuchen Inland Empires wahrlich KEINERLEI Grenzen
gesetzt, denn nichts ist nicht abstrakt, nichts entbehrt der Verwirrung,
nirgends finden wir einen Anhaltspunkt, der uns in eine auch nur
ansatzweise sichtbar deutliche Richtung führet, von glas- und
kristallklaren Erkenntnissen und unbestritten unmissverständlichen
Erleuchtungen ganz zu schweigen, denn solche bedürfen gar nicht erst des
Gesuchtwerdens, würden Sie doch eines Tages verzweifelt aufgeben und
gäben sich geschlagen, auch nur dem Hauche einer Spur zu begegnen...
„Manchmal sagen die Leute nicht das, was sie meinen – SIE haben sich dessen den ganzen Abend über schuldig gemacht.“
Ein
einziges bizarres Schauergemälde, dieser Film der feenhaften Schönheit
einerseits, der todesgleichen Ungewissheit auf der anderen Seite des
Lebensufers , ist eine ERFAHRUNG.
Der schwülstig-unnatürlich
inszenierte Kitsch einiger weniger Passagen, wie sie aber zugleich auch,
wer wisse das schon, den Film des Films abbilden könnten, liegt
eigentlich (ähnlich wie etwa bei De Palma, der mit solchen Stilmitteln
ebenfalls nur „spielen“ möchte) unter dem filmischen Niveau eines
solchen Meisterregisseurs , doch wie beispielsweise auch bei Polanskis
bereits erwähntem „Rosemary's Baby“ die idyllische Seifenoper-Fassade
nur mörderisches Mittel zum Zweck sein möchte und somit der Drastik umso
dienlicher ist, bedient sich auch Lynch solcher Albernheiten , um die
sich aufbauenden Arabesken atemberaubenden inneren Irrsinns intelligent
in ihrer Wirkungsentfaltung zu fördern und damit zusätzliches, sonst
abhanden zu kommen drohendes, Potential freizusetzen...
Kronleuchter
chronischen Unheimlicherscheinens , ein Kaminfeuer erwärmter Romantik im
Raume der Dunkelheit, unser Universum als verworrenes Schattenreich
jenseits irdischer Daseinspflicht.
Es ist nichts Geringeres als der
lange und schmale Flur eines lachenden und sich arrogant über unser
Wissen hinwegsetzenden Alptraums, getränkt in kryptische Botschaften und
Schriftzeichen der mitnichten zu entschlüsseln möglich seienden Art...
Ähnlich
dem besagten „Mieter“ (1976) sehen und erblicken wir einen Mann hinter
einer Art Fenster und stellen uns abermals, stellvertretend natürlich
auch für eine jede andere zu verarbeitende Szene, die Frage, wo uns die
erste so mühselige Filmstunde denn nun hat hinführen wollen, alles
begann vergleichsweise zurückhaltend, sich ausschließlich im Kopfe
abspielend, von hier und nun an jedoch, präsentiert sich Inland Empire
in einigen visuellen Einfällen und Untermalungskünsten fast verstörender
als jedes nebeldurchtränkte Silent-Hill-Abenteuer interaktiver Art,
Herz der Finsternis oh öffne die Pforten der Nacht und entführe Sie und
mich, VERführe uns auf so komplizierte Art und Weise wie nur irgend
möglich, äußerst neugierig warten wir schließlich auf die inexistente
Auflösung.
„Schau uns an und sag uns, ob du uns früher schon einmal gekannt hast. - Es gab einen Mann, der wusste es einst ...“
Wusste was?
Wer ist er?
Wer
sind sie alle, diese Damen, deren Stimmen dann ertönen, wenn die
Schatten der Vergangenheit das Herz der Gegenwart überdecken?
Die
Träne der sichtlich vorhandenen Verzweiflungszustände beeinflusst
werdenden Bewusstseins, lässt unser Auge in ihnen schwimmen, das
Schachspiel der Symbolik ist derart „strange“, dass dieses Wort auch im
Gesang erklang und das Lied entsprechend an- (und darauf ab-)gestimmt
worden ist, schon der Trailer wird mithilfe selbiger Klänge angenehm
„versüßt“.
Nahezu nacktes Fleisch nunmehr dem Furchtsinne des
unendlich langen Winters ausgedehnter Nächte ausgesetzt..., abermals
begeben wir uns in das farblose Schwarzweißkostüm und der Film führt uns
(in einen jeden Zündmechanismus psychischer Ausbrüche beschleunigt
herbeiführender Form) in die Welten des keineswegs vorhandenen Frohsinns
ein – nicht dass er zuvor vorhanden gewesen wäre...
Ein
beängstigendes Anwesen befindet sich auf der anderen Seite unseres
Sichtfeldes , Lynch feiert und zelebriert die erreichten 30
(Bestands-)Jahres besagten Mieters und verliert sich in Anspielungen,
versteckt platzierten Kleinigkeiten und nicht zuletzt, wie so oft, einem
ähnlichen Aufbau brillanter Tricks und Spielereien , stets im Dienste
dessen, unserem Unterbewusstsein fast kindlich freche Streiche zu
spielen, herrlich erfrischend, überraschend, überragend, überwältigend,
überlebensgroß, kurz: ein Überfilm .
Zahlreich vorhandene (durchaus
viele an der Zahl) Szenen wirken in ihrer eigentlichen und auf den
ersten Blick gar noch so unauffällig unspektakulären Art außerordentlich
normal und sehr alltäglich, doch gerade und insbesondere diesen
vermeintlich psychologiefernen Sequenzen wohnt ein erschreckender
Endzustand inne, die menschliche Gestalt angenommen habenden Figuren der
Andersartigkeit, agieren in solch einer sagenhaft-selbstverständlichen
Perfektionsmotorik (vor allen Dingen bezöge sich diese These auf die
„Hasen“), dass die scheinbar frei von jedem spannenden Geschehen
seienden Szenen oftmals jene sind, deren im Detail verborgene Bild- und
Aktionsgewalt uns besonders zu prägen und in Erinnerung zu bleiben
vermag, geruht doch ein Werk wie dieses niemals eine geruhsame Nacht ins
Leben zu rufen, sondern die innere Stimme selbst dann noch die Rede
fortsetzen zu lassen, wenn alles andere in uns bereits in den Schlaf zu
fallen drohet und das ursprüngliche Podium nicht mehr sicher steht.
Alte
und reichlich betagte Möbelstücke dominieren den Braunstich des Bildes,
nie wissen wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, ob wir
im Film des Films des Films (…) eine Szene sehen, oder ob ein gewisser
nicht näher zu erläuternder (da inhaltlich unbekannter) Teil der
sogenannten und vor allen Dingen SCHEINBAREN „Realität“ abgebildet
wird...
...und in immer wiederkehrender Neuerscheinung erleben wir
diesen stummfilmartig irreal beleuchteten und kunstvoll von A bis Z
durchkolorierten Raum der „häslichen“ (nicht hässlichen, gemeint ist
genau das, was gesagt wird: häslichen) Welt, mündend in Exzesse des
katastrophal ungesunden Klanggewitters …
Blutrote Vorhänge der
sonderbaren Schönheit entwickeln das Fiktionspotential einer Bühne und
doch wirkt deren Aufführung, für welche sie genutzt wird, in ihren
gnadenlosen Entfaltungen allen Unheils ungemein real und „greifbar“,
nicht zu begreifen sei dagegen alles andere...
Rätselhaft
angstdurchtränkte Erzählungen Lauras führen, d.h. in diesem Falle gar in
ordinär-gleichgültig vorgetragen werdender Form, u.a. in die Abgründe
einiger traumatischer Vergangenheitsgeschehnisse , entfachen dürfen sie
nunmehr, diese geradezu grotesken Schwankungsprozesse , angesiedelt
irgendwo zwischen dem Monde der Stille und der fast lächerlichen
Frohsinnsinszenierung Hollywoods, in welcher alles zum Geschäfte
verkommt....
Alles ist entschwunden, nichts lebet mehr, der letzte
Tanz bittet um unsere Anwesenheit, die Todesglocke läutet zum letzten
und zugleich ersten Male, ein Telefon es klingelt in „Audition“-gleicher
Intensität, Gelächter löst sich in Ratlosigkeit auf, Rätsel umkreisen
rabiate Geschehnisse des Brachialen und betören die Wange des Todes mit
dem letztverblieb'nen Kusse der Zuneigungsbereitschaft ...
Es handelt
sich um einen Film der Orientierungslosigkeit , Lynchs einziger
Orientierungspunkt scheint jener gewesen zu sein, einer
Orientierungsfindung im eigentlichen Sinne grinsend Adieu zu sagen und
eine solche somit gar nicht erst anzustreben, denn alles was sein
Handlungskompass wissen möge, sei doch bitte in erster Linie, dass eine
Vergangenheit grundsätzlich nicht gänzlich abgeschlossen-, eine
Gegenwart noch nicht ganz angebrochen- und eine Zukunft ohnehin VÖLLIG
UNGEWISS sein müsse, groteske Gesichter sie schweben aus allen
erdenklichen Richtungen ruhig und doch stürmisch herbei, erzeugen einen
menschlichen und fleischgewordenen Norden der Kälte und zeigen hinauf
zum Himmel, alle der Deutung wegen von Bedeutung seienden W-Fragen
geloben feierlich, bis ans Ende aller Tage unbeantwortet zu bleiben.
Rostige
und unschön anoxidierte Türen uns in Schächte, Nächte und innere
Gefechte führend, Unbehagen wir es spürend, Wege dem Jenseitse so nahe …
Ein
Ausgangspunkt der erzählerischen Wiedergabe all dessen, was wir soeben
aufnahmen im Soge der Nacht, bliebe als solcher so unklar und
unkenntlich wie ein gänzlich ausradiertes Bild, mehrere visuelle
Schichten dringen gleichzeitig in uns ein und prasseln wie Hagel
darnieder, Schatten folgen der Fährte unseres Bewusstseins, „schon
komisch die Menschen, jeder hat da so seine Besonderheiten, lebt auf
seine Art“, sprach es aus dem Munde der Dame in Blond und in der Tat:
Wenn
es einen einzigen Film gäbe, der er es sich gestatte und erlaube, er
selbst zu sein und rücksichtslos sein undurchsichtiges Programm zu
verfolgen, so sei und wäre es dieser!
Des nächtens der Rausch des Nichts und nicht vorhandenen Lichts..., diese Abwesenheit allen Seins.
Das
Nichts ist eine nichtige und gleichsam doch so wichtige Illusion – es
gab nie ein Nichts, auch gegenwärtig existiert es „mitnichten“ und
künftighin wird es ebenso inexistent sein wie zuvor, denn in jedem
Nichts steckt ein Etwas und in jedem Etwas leider auch ein Nichts, nur
eben nicht das Nichts im eigentlichen Sinne des Nichts, sondern eher ein
Nichts, welches es nicht mit jenem Nichts zu vergleichen gälte, welches
es nicht gibt...
Stimmungen benötigen keine Inhalte, sie SIND die
Inhalte, personifizieren sie gar womöglich und erzeugen aus einem
„Nichts“, da hätten wir auch schon wieder dieses nicht uninteressante
Wort, eine Kette der Ereignisse , Gefühle und schwebenden
Illusionskräfte.