Eigentlich wollte ich mir den Film nicht im Kino anschauen. Trailer und einige Presseclips sahen toll aus... Das wars aber auch schon. Auf Bitten und Drängen von einem befreundeten Ehepaar, sind wir mit ihnen erst Essen und dann ins Kino gegangen. Sie wollten unbedingt "Exodus" sehen.
Aus der Geschichte um Moses und seinem "Halbbruder" Ramses hätte man sehr viel machen können. Nur hat Ridley Scott dies nicht verstanden. Herausgekommen ist ein GDI verseuchtes "Bibel Epos" mit charakterlosen Rollen. Da hat man so tolle Schauspieler gecastet. Auch die konnten nicht überzeugen. Die eigentliche Geschichte verkommt zu einem belanglosem Kammerspiel, welches als Lückenfüller für die GDI Effekte herhalten musste. Erzählt wird ja ab der Zeit, wo Moses und Ramses ca. 30 Jahre alt sind. Auch hier haben sie es nicht geschafft, die Geschichte richtig zu erzählen. In Cecil B. DeMilles "Die 10 Gebote" haben sie es auch geschafft. Dieser Film ist und bleibt meine Messlatte bei "Moses Verfilmungen". Im alten Meisterwerk war Moses ein siegreicher Heeresführer, der Pharao Sethi mit neuen eroberten Ländereien und wertvollen Schätzen reicher machte. Ramses sollte Sethi eine Stadt bauen, hatte aber große Probleme mit den hebräischen Sklaven. Sethi bestimmte, dass Moses die Stadt vollenden sollte. Moses setzte sich für die Sklaven ein, indem er die Kornspeicher öffnen lies und den siebten Tag als Ruhetag aussetzte. Sein Argument. "Nur ein satter und ausgeruhter Sklave kann gute Arbeit leisten." Moses konnte Sethi die fertige Stadt termingerecht präsentieren...
In der Ridley Scott Version war einiges sonderbar durcheinandergeworfen worden. Moses und Ramses ziehen gemeinsam als Feldheer in den Krieg und bekommen einen auf die Fresse (ist nur symbolisch gemeint). Sollte damit bewiesen werden, dass die beiden "Brüder" zusammen nichts auf die Reihe bekommen? Auch der Bau der Stadt wurde sonderbar in Szene gesetzt.
Ok. Die GDI-Städte, Paläste und Pyramiden sahen toll aus. Aber der Film lebt ja nicht nur von GDI-Standbildern. Nein. Er lebt vor allem von den Schauspieler / innen und der erzählten Geschichte! Und das ging einfach nur in die Hose.
Der Film ist bei mir endgültig unten durch, weil die Schlüsselszene "Moses teilt das Rote Meer und führt die Hebräer in die Freiheit" auch nicht so richtig funktioniert hatte!
Sie kommen am Strand an. Die erschöpften Hebräer ruhen sich aus. Moses starrt aufs Meer hinaus und zerbricht sich den Kopf wie es weitergehen soll. Er zieht das Schwert (das Geschenk von Sethi an ihn und Ramses, welches er aus welchem Grund auch immer bei sich trägt, obwohl er Ägypten abgedankt hat) aus dem Holster und schleudert es Richtung Meer. Das Schwert bleibt im Sand stecken.
Am nächsten Morgen sieht man wie Ramses mit seinen Streitwagen und dem Heer durch die Berge fahren, um Moses und den Hebräern zu folgen. In den Bergen verliert Ramses schon jede Mengen Soldaten, die mit den Streitwagen abstürzen, weil der enge Weg unter den Rädern nachgegeben hatte...
Am Strand bleiben die herannahenden Ägypter nicht unbemerkt. Moses sitzt immer noch am Strand und entdeckt die, aus dem Wasser herausragende, Spitze seines Schwertes. Er geht ins Wasser, zieht das Schwert raus, nimmt es wieder an sich und wendet sich an die Hebräer. Sie sollten zusammenpacken und ihm folgen. DAS WASSER IST IMMER NOCH DA! Die Ägypter kommen immer näher. Ein bisschen Panik bricht aus. Moses faselt was von "folgt mir, wenn ihr Leben wollt". ABER DAS WASSER IST IMMER NOCH DA! Es gibt ein paar komische Zusammenschnitte von den Ägyptern, den Hebräern am Strand und wie die ersten ins Wasser gehen. Auf einmal ist das ganze Meerwasser verschwunden!! Wie Moses das gemacht hat, wurde nicht gezeigt!
Im alten Film "Die 10 Gebote" wurde diese Szene super umgesetzt. Moses teilt das Meer und die Hebräer entkommen Ramses und seinen Soldaten. Die Soldaten kommen in den Fluten um, als die beiden geteilten Meerhälften sich wieder vereinen. Ramses bleibt allein auf der ägyptischen Seite des Roten Meeres zurück.
Um wieder auf EXODUS zurückzukommen. Die Hebräern ziehen durch das "trockengelegte" Meer und langsam zieht Unwetter auf. Irgendwie ist Moses zu einem edlen Ross gekommen. Er sieht Ramses mit seinen Streitwagen näherkommen und reitet auf ihn zu. Es bilden sich lächerliche Tornados ala "Stormhunters" und man sieht am Horizont die langsam zurückkommende Wasserwand. Es kommt zu einem letzten Zusammentreffen zwischen den vermeintlichen Brüdern. Moses ruft Ramses zu: "Komm! Du schaffst es nicht mehr zurück!" Zuerst werden die ägyptischen Streitwagen, samt Soldaten, von den Wassermassen überflutet und dann erwischt es Moses und Ramses. Schnitt. Man zeigt eine Unterwasseraufnahme mit den im Wasser treibenden Toten. Kurze Zeit später taucht Moses Kopf aus dem Wasser auf. Er wurde natürlich auf der Seite an Land gespült, wo sich die Hebräer befanden. Ramses wurde auf der ägyptischen Seite an Land gespült. Was für ein Schwachsinn. Die Soldaten kommen in den Fluten um und die beiden vermeintlichen Brüder überleben das unversehrt!
Das einzig Gute an dem Film ist folgendes. Es wurden mehr als 4000 Andalusier als Statisten gecastet. Sie bekamen 80 € pro Drehtag und wurden für ca. 6 Wochen Drehzeit eingesetzt. Ein kleiner Trost für das von hoher Arbeitslosigkeit gebeutelte Andalusien.