Quentin Tarantino...Zu sagen, dass ich ein Fan bin, traue ich mich nicht, weil ich gleich zu Beginn dieses Posts zugeben werde, dass ich drei seiner bisherigen acht Filme noch gar nicht gesehen habe, nämlich Reservoir Dogs, Jackie Brown und Death Proof.
Auf ihn aufmerksam geworden bin ich während meiner Schulzeit, zu einer Zeit, als ich seine Filme alterbedingt noch gar nicht sehen durfe. Einige meiner Mitschüler haben das aber natürlich trotzdem getan und aufgrund ihrer Schilderungen war "Tarantino" für mich immer etwas Mysteriös-Verbotenes, war aber gerade deshalb interessant. Den ersten Film mit ihm war einer, bei dem er gar nicht Regie geführt hatte: From Dusk Till Dawn. Der hatte mich dann aber auch gleich enttäuscht. Zwar gab es ordentlich Splatter, aber insgesamt finde ich ihn auch heute noch zu langatmig und nichts Besonderes.
Dafür haben mich die anderen Filme, die ich nach und nach im Fernsehen (Pulp Fiction), auf DVD (Kill Bill, Hateful Eight) oder im Kino (Inglourious Basterds, Django Unchained) gesehen habe, umso mehr begeistert.
Tarantino vereint in seinem Stil mehrere Elemente, auf die ich total anspringe:
- Absurder Humor: Ein Captain erklärt einem Jungen "kindgerecht" wie er und der Vater des Kindes eine Uhr in ihren Hinterteilen versteckt haben; zwei Killer unterhalten sich vor ihrem blutigen Auftrag über Burgerbezeichnungen; ein sadistischer SS-Offizier freut sich mitten in einer spannenden und entscheidenden Szene des Films wie ein Kind über ein "Bingo"; Goebbels stellt seine Assistentin vor und in dieser Szene wird für halbe Sekunde eine Sexszene zwischen den beiden eingeblendet.
- Das Spielt mit der Gewalt: In jedem seiner Filme gibt es mindestens einen Gewaltexzess, in dem das Blut in Strömen fließt. Diese extreme Gewalt ist aber oft so übertrieben dargestellt und stilistisch überhöht, dass sie auch dann nicht ernsthaft schockt, wenn jemandem die Genitalien weggeschossen, der Kopf gespalten oder bis zur Unkenntlichkeit von Kugeln durchsiebt wird. Viel schockierender, weil intensiver sind da die zurückhaltender inszenierten und weniger blutigen Szenen wie der Tod von Bridget von Donnersmark oder von D'Artagnan.
- Charaktere und Besetzungen: Dieser Punkt passt teilweise zum Humor, Tarantino hat ein Gespür für schräge, aber nicht überdrehte Charaktere. Zudem hat er ein super Händchen für die Besetzung seiner Rollen. Christoph Waltz hatte vor Inglourious Basterds wohl niemand auf der Rechnung und dann brilliert er in der Rolle aber sowas von! Dass Waltz seitdem gefühlt nichts Anderes mehr spielt (Django Unchained, Der Gott des Gemetzels) oder es versucht (Skyfall) zeugt nur noch mehr von Tarantinos Auswahl. Ein weiteres Beispiel ist John Travolta.
- Dialoge: Dies muss ich kaum mehr weiter ausführen, das haben meine Vorposter schon genug getan. Von den Filmen, die ich bisher von ihm gesehen habe, erreicht er meiner Meinung nach die Perfektion in "Inglourious Basterds": Die Eröffnungsszene und die in der Kellerbar KANN man nicht besser schreiben.
Durch all diese Faktoren gelingt es Tarantino mehr als jedem anderen Regisseur, auch in vordergründig harmlos (erscheinenden) Szenen eine angenehm-unangenehme, förmlich greifbare Spannung aufzubauen, deren Entladung man förmlich herbeisehnt, auch wenn man weiß, dass das wieder sehr blutig wird.

Ich zögere wohl auch deshalb die Sichtung der drei noch fehlenden Filme heraus, weil ich jeden Film nur einmal zum ersten Mal sehen kann.
Anbei noch die derzeitige Hitliste:
1) Inglourious Basterds
2) Kill Bill
3) Django Unchained
4) Pulp Fiction
5) Hateful Eight
Dabei möchte ich aber ausdrücklich erwähnen, dass der letzte Platz dieser Liste nicht heißt, dass es ein schlechter Film ist. Ganz im Gegenteil!