Selbstverständlich erwähne ich hier bedauerlicherweise schon seit langer Zeit längst nicht mehr alle Filme, die ich mir zu Gemüte führe, doch einen möchte ich nun erwähnen, da er m.M.n. auf sehr interessante Weise eine Art Dalton-Bond ohne Dalton darstellt, die Rede ist von Undercover - Geiseln des Terrors mit TALISA SOTO, daher hier nun die entsprechende Rezension...
Hostage, 1992, Talisa Soto
Es
gab sie im Rahmen der Vergangenheit irdischen Filmdaseins schon nahezu
seit der Entstehung des Mediums und der Kunstform des bewegten Bildes,
diese Geheimtipps nämlich, deren Mysterien es zu ergründen gälte,
gesetzt den Fall, das Werk entginge uns mitnichten, denn auch „Hostage –
Undercover – Geiseln des Terrors“ mit der unendlich faszinierenden
Talisa Soto und dem einstmaligen Beinahe-Bond Sam Neill, ist eines
dieser Werke, deren Dasein kaum jemandes Beachtung fände, lasset uns
gemeinsam etwas daran ändern, auf die Stärken des Films eingehen,
gleichwohl den diesmal leider vonnöten seienden kritischen Blick
bewahren und selbigen nicht unberücksichtigt in Vergessenheit geraten
lassend, der er aus einigen doch recht ermüdenden Szenen eines ansonsten
„flotten“ Films resultiert...
Alles begänne sogleich, die titles
bewegen sich langsamen Schwungs auf scheinbar hohem Faszinationsniveau,
die atmosphärische Beihilfe zur Erschaffung einer einladenden
Einleitung scheint zunächst erfolgreichen Vorgehens ihrem Wegpfade zu
folgen und geleistet zu werden, das Geschehen scheint bereits in nicht
allzu ferner Bälde in Richtung Bond zu gehen, doch irgendetwas scheint
gänzlich anders zu sein, Talisa Soto („licence to kill“ u.a.) und Sam
Neill („POSSESSION“ !) bekleiden die beiden von wesentlicher Bedeutung
geprägten Hauptrollen eines aber vor allen Dingen die Kinder in den
seelischen Vordergrund des mal hintergründigen, mal oberflächlichen
Films rückenden Abenteuers, ein makabrer Beginn er werde in britische
Bitternis und gefühlt regennasse Schwärze getränkt, rein visuell
betrachtet werden Sie es mit einem bisweilen weitestgehend
unspektakulären Filmwerk zu tun haben, werte Leserin, werter Leser,
fürwahr fasste man den offenbar in das vermutlich begrenzte Budget
gepasst habenden Entschluss, sich in erster Linie auf die Gewissenskrise
der Hauptfigur, weniger auf die Bilderfluten zu konzentrieren,
allenfalls ließe sich sagen, dass Talisa für die Herbeiführung dieser
„zuständig“ zu sein schien, diese dreiste (wenngleich gut gemeinte da
eher scherzhaft denn ernsten Tones formulierte) Bemerkung zöge ich aber
rasch zurück, böte ihre Rolle doch durchaus auch ein höheres Potential
ob der inneren Besorgnisse die Kinder betreffend etwa – und so schlossen
wir sie ins Herz...
John Rennie (Mister Neill) wird alsbald zum
Gejagten , nachdem er zuvor, ehe sich der Spieß des Lebens und des Todes
umzudrehen vermochte, im Grunde genommen das genaue Gegenteil zu tun
'verpflichtet' war, er arbeitete für Mütterchen England und seine
Branche sah vor, ihn offensichtlich als eine Art kaltes Mordinstrument
der Regierung zu missbrauchen, inzwischen zweifelt er zunehmend an der
Existenzberechtigung der Methoden seines Metiers und Meisters, oder aber
zumindest an der zuvor noch existent gewesenen Überzeugung, er sei der
Richtige für diese Art des entpoetisierten Vorgehens, ...vor allen
Dingen Talisa wegen, was ich ihm in keinster Weise verdenken kann,
befände er sich wohl nunmehr in einem Lebens- und Liebesstrudel seiner
selbst, neue Erfahrungen der Gefühlstürme scheinen in ihm Irritation
hervorzurufen, so zumindest legt es sich sein Arbeitgeber zurecht, um
Neill einen Mangel an Zurechnungsfähigkeit attestieren zu können, in
Wirklichkeit scheint sich Rennie's Dasein ebendiesen Gefühlssturm
betreffend lediglich zu normalisieren und dem herzergreifenden
Privatinstinkt menschlichen Lebens anzupassen...
Der Weg er führet
uns in alsbaldiger Zukunft der in Kürze ins Leben zu rufenden
Reiserouten nach Argentinien, politische Verstrickungen und
Verwicklungen werden in den dem zugrunde liegenden Gedankengütern des
Jemanden-entführen-Wollens allerdings nicht im ausreichenden Maße zur
Spannung erhoben oder gar in einer Weise zum Ausdruck gebracht, deren
Inszenierung uns aus einer teilnahmslosen Position herauskatapultieren
könnte, zwischenzeitliche Phasen des Leerlaufes sind somit, der
begrenzten Laufzeit von nur 97 Minuten zum Trotze, niemals gänzlich
auszuschließen und durchaus zahlreich vertreten – d.h. nur bis zu jenem
Zeitpunkte, zu welchem Talisa sozusagen als rettender Engel die
Bildfläche beträte, sie taucht sozusagen auf aus dem Meer der Schönheit,
25 Jahre damals, 50 Jahre heute, 75% Unbekanntheit und 100% Anmut,
bedauerlicherweise weiß aber auch ihre Person wenig Müdigkeit zu
verhindern insofern, als dass die Atmosphäre zuweilen dichter erscheinen
könnte, zu diesem Bild (im wahrsten Sinne des Wortes) trüge obendrein
auch bei, dass die deutsche VHS-Ausgabe in ihrer Qualität nicht
berauschend ist, die UK-DVD ebenso wenig...
Auf eine im
begrüßenswerten Sinne bewusst langsame erzählerische Herangehensweise
beidseitig verspürter Elemente einer Romanze, setzt der Film in der
gemächlichen und doch in bestimmterlei Hinsicht rasch voranschreitenden
Entwicklung der Bindung zwischen Talisa („tell Lisa“...) und Rennie,
auch dem Soundtrack, der er bislang, vom Beginne einmal abgesehen, eher
unspektakuläre Klänge anschlug, wohnt fortan ein zunehmend
lateinamerikanisch anmutender Charakter inne, welcher aber nichts daran
zu ändern imstande ist, dass das mal zartfühlend langsame, mal
hektisch-spannungsgewillte Filmchen als Gesamtwerk einen sehr schrägen
und trägen Eindruck hinterließe, stets nicht völlig frei von dem
Beigeschmacke einer gewissen Langeweile.
Zu früherer Stund', auch
noch teils vor drei oder vier Jahren, sagte mir der Film eher zu, vier
bis fünf Sterne hätte ich ihm vermutlich angedeihen lassen, ich habe ihn
mangels deutscher DVD-Veröffentlichung kultisch verehrt, sei es auch
nur Talisa zuliebe, die Schwächen des Werkes lassen sich aber zu des
Zuschauers Bedauern nur sehr schwer von der Hand weisen und daran ändert
auch das kultige Videomedium nur wenig, der Film ist zwar teilweise
durchaus nicht uninteressant, um nicht zu sagen szenenweise gar beinahe
überragend, das Gesamtbild jedoch wirkt unvollständig, das
Puzzle-Resultat ergäbe ein etwas unvollendetes Werk, dessen
Versatzstücke nicht so recht zueinanderpassen möchten, für
Talisa-Freunde handelt es sich zwar um ein wie bereits angedeutet nicht
uninteressantes Frühwerk, ...ja auch als eine recht ungewöhnliche
Agentenballade fungierend, mag die Magie der Selbstfindung einen teils
durchaus erträglichen Film erschaffen haben, der er auch nicht
sonderlich sensationsfixiert, sondern sehr sinnlich und leise agiert,
doch all dies erzeugt noch nicht notwendigerweise und zwangsläufig das,
was unser Vorstellungsvermögen für wünschenswert hielte, recht
glaubwürdig wirkt hingegen (von seinem, -„...immer sage ich das
Falsche“-, merkwürdigen und nicht zur ansonsten recht rauen Darstellung
passenden Grinsen einmal abgesehen) die Darstellung eines Mannes,
welcher seines Berufes wegen eine zärtlich-intime, vor allen Dingen aber
persönliche und dauerhafte Nähe im eigentlichen Sinne nur sehr schwer
zuzulassen imstande ist, sein Innenleben zerfräße ihn regelrecht und
obschon ich dem Werk auch nicht den Tiefgang einer vollendeten
Charakterstudie attestieren würde, wirkt es schauspielerisch doch recht
ausgereift, die Auswahl der Darsteller ist somit positiv hervorzuheben.
Der
Film behandelt im Rahmen seiner Geschichte selbstredend bestimmte von
dauerhafter Relevanz getragene, nie ihr Ende findende Themen wie etwa
Vertrauensmissbrauch, versteht es gelegentlich, feinfühlig mit seinen
Charakteren umzugehen, verlässt sein eigentlich recht brutales Genre
aber dennoch nicht völlig, die Genre-Mixtur aus Liebesgeschichte und
Agentenfilm ist dabei nicht immer geglückt, harmoniert aber überwiegend
sanft.
Da Talisa Bond '89 beistand und ein weiterer Protagonist von
einem The-living-daylights-Darsteller verkörpert wurde, sind
gewissermaßen beide Dalton-Bondfilme in dem Werke vereint, überhaupt
hätte ich mir Timothy sehr gut in der Rolle des Rennie vorstellen
können, etwa wenn es um eine tiefgreifende, geradezu verbissene
Darstellung des Selbstkonfliktes und der inneren Zerrissenheit ginge,
umgekehrt weiß man bekanntermaßen auch, dass Neill einstmals als Bond im
Gespräch war und es beträfe ganz nebenbei obendrein auch noch dieselbe
Ära, ferner wurden-, nehmen wir Bond und Hostage weiterhin als
aufzugreifendes Beispiel, auf welches wir unser Augenmerk, in diesem
Falle eher unser Gehör werden richten dürfen, -beide Darsteller von Lutz
Riedel synchronisiert, die Gemeinsamkeiten wollen sich demnach wahrlich
keinem Ende neigen – die Rezension tut aber nun genau das und löset
sich langsam aber abrupt auf...
Nun, in Hostage erleben wir die
frühen 90er Jahre auf kinematographischer Ebene als eine äußerst düstere
Ära, die außerordentlich bunten Spielelemente (als Stilelemente
wohlgemerkt) der 70er- und 80er Jahre scheinen in ihren schrillen
Stimmen verklungen zu sein, die Rückkehr zu geerdeter Glaubwürdigkeit
war die Devise, eine Formel, welche mir hinsichtlich des Agentengenres
durchaus zusagt, obzwar Hostage seinen Weg über die drei Sterne hinaus
nicht so recht zu finden scheint...
Mag sich die gesamte
Hauptfokussierung auch überwiegend, innerhalb des Genres ist dergleichen
auch naheliegend, mit der inneren Entwicklung Rennies auseinandersetzen
und mit dem seinigen Wesen beschäftigen, so macht in vielerlei Hinsicht
vor allen Dingen Talisas Protagonistin unsagbar viel durch, erlebt eine
Phase extremer Geschehnisse und bitterer Enttäuschungen, erleidet
Verlust und wird es zunächst schwer haben, wieder Vertrauen ihm
gegenüber aufbauen und an innerer Wärme seine Person betreffend gewinnen
zu können, in seinen eigenen Reihen und unter seinen eigenen
sogenannten Verbündeten übrigens, gälte Rennie, wie bereits angedeutet,
inzwischen (weil die Branche es so „vorsieht“) als ein wenig
geistesabwesend , obgleich er doch in Wahrheit schlicht und ergreifend
lernte, die Dinge unmissverständlich und ehrlich beim Namen zu nennen
und zu eigenen Überzeugungen zu stehen, ...na und wer Lazenby und Dalton
nicht kennen sollte, könnte unter Umständen gar die Behauptung
aufstellen, der Film nehme und nähme schon einiges von Daniel Craig
sowie Die Welt ist nicht genug mit Pierce Brosnan in verfrühter Form
vorweg, mit diesem inklusive Sam gleich fünf Bonds in ein- und demselben
Atemzuge aufzählenden Schlusswort, darf ich mich verabschieden.
Talisa dich rief,
die „Pflicht“ aber auch,
des Lebens erster Liebesbrief,
entschieden wird fortan mit dem Bauch.
Die Regierung uns mal kann,
die Liebe sich entfalte,
zum ersten Male ehrlich dieser Mann,
des Lebens Pflichten es sind Kalte!