(BB) ... die mittlerweile einem Schlachtfeld glich, auf dem sich amerikanische Sonderkommandos Gefechte mit einer Überzahl phillippinischer Wächter lieferten. Was Mr. Lord als erstes mit analytischem Blick feststellte, war der Mann der ihn angeschossen hatte, wie dieser in einen Container am anderen Ende der Halle kletterte. Als sich ein US-Soldat von der Seite näherte, zog der dunkle Lord seine schwarze, wuchtige Desert Eagle und erschoss den Störenfried aus der Hüfte direkt in den Kopf. Und als dieser auf den Boden fiel, erblickte Mr. Lord auch sofort, worauf ihn Odin hingewiesen hatte: Sleipnir 2 ließ etwas von sich aus dem Transportcontainer sehen. Sein Fahrer ließ keine Zeit verstreichen und lief zu seinem Gefährt, verzog kurz das Gesicht über die Blutfahne die der Amerikaner auf dem Kühler hinterlassen hatte. Die Türen öffneten fast geräuschlos und Mr. Lord ließ sich in den schwarzen Sportsitz fallen wobei er sich einen Augenschlag Zeit ließ um das Cockpit mit all seinen Verbesserungen wirken zu lassen. Odin hatte weder übertrieben noch gespart. Sleipnir 2 war in einen gelben Lamborghini Murciélago mit schwarzen Streifen gepackt worden. Ein würdiges Gefährt für - Mr. Lord sah auf. Das elektronische Dröhnen eines Aston Martin-Motors röhrte durch die Halle als ein V8 aus dem Container schoß, den der verhasste Brite wenige Sekunden zuvor betreten hatte. Und der hielt sogleich auf den Ausgang zu. Der schwarze Killer hielt den passenden Zeitpunkt gekommen um sein Spielzeug auszuprobieren und drehte den Zündschlüssel etwas energischer als nötig um. Der rassig-italienische Motor heulte auf, als Mr. Lord seinen Wagen aus der Box rasen ließ und umgehend die Verfolgung des silbernen Aston Martin aufnahm.
***
Im Rückspiegel sah Bond etwas, das er in dieser Gegend gar nicht erwartet hatte: einen Lamborghini im Hafen von Jakarta? Unverdächtig wollte da niemand sein. Mit halsbrecherischem Tempo jagte er aus der Werfthalle, an Soldaten und Söldnern vorbei. Die Container auf dem Vorplatz waren eng gestapelt, sodass Bond seinen Wagen um die Ecke schwingen lassen musste, wenn er kein Ziel abgeben wollte. Schon nach der ersten Ecke sah er den penetranten Lamborghini wieder im Rückspiegel und diesmal sah er sogar den Fahrer. Und es gefiel Bond gar nicht, was er da sah. Vielleicht reichte ja einer der alten Tricks ... mit dem lässigen Druck auf einen Knopf in der Mittelkonsole vom Fahrer ließ der Aston einen Haufen Krähenfüße hinter sich fallen. Als der Lamborghini vor der Falle in eine andere Lücke zwischen den Containern auswich, fühlte sich Bond fast schon in Sicherheit. Das ließ ihm die Möglichkeit, kurz auf dem Navigationsdisplay einen Peilsender zu finden. Dieser war zwar schon mindestens zwei Meilen entfernt aber vielleicht - "Was zum ?". Vor Bond versperrte sein Verfolger den Weg zwischen zwei Containerstapeln mit ganzer Breite. Also musste der Vorschlaghammer her: Bond richtete kurz die Zieleinrichtung der Raketen aus, ehe er den Abschussknopf am Lenkrad drückte. Augenblicklich schossen unter dem Kühler zwei Lenkraketen hervor, die auf den Lamborghini zuschossen und - sich kurz vor ihm in den Himmel wandten. Dieser Kerl hatte ein Ablenksystem an Bord! Für andere Extras reichte der Platz nicht, der sich rasant verkleinerte als Bond auf den Feind zuraste. Fürs Wenden reichte der Platz auch nicht, also trat der Brite mit aller Kraft auf die Bremse und der Aston Martin kam wenige Zentimeter vor seinem italienischen Feind zum stehen. Für einen Moment sahen sich die Fahrer durch ihre Fenster genau an, ehe Bond instinktiv den Rückwärtsgang einlegte und den gesamten Weg zurückschoss. Dabei sah er eine Rampe an der Sekunden früher vorbeigefahren war, und auf die er jetzt im Rückwärtsgang auffahren konnte - was er auch tat.
Der Aston tat einen kleinen Sprung, als er auf einem Containerstapel aufsetzte und Bond sich ca. 10 m über dem Boden wiederfand. Dummerweise war dies ein Stapel und Bond musste hier irgendwo wieder runter. Als er jedoch sah, dass der Lamborghini unter ihm herumkurvte, fasste er den Entschluss, das Gespedal durchzudrücken und dem Verlauf seines Containerweges zu folgen. Glücklicherweise war dieser nur an wenigen Stellen mit Lücken durchbrochen, sodass der Aston keine weiten Sprünge meistern musste, als Bond von Stapel zu Stapel raste. Auf dem Boden unter ihm folgten Mr. Lord und dessen Wagen. Bond erlaubte sich ein kurzes Grinsen, dass aber sofort wieder erlosch, als er vor sich eine Autobahnkurve entdeckte. Und genau dort endete auch die Containerreihe. Noch bevor Bond genau wusste, was passiert war, fand er sich auf einer Autobahn voller Rikschas und Fahrräder wieder. Und unerklärlicherweise hängte der Killer immernoch an ihm ... da gabs doch schonmal so ein Auto - das konnte springen. War das hier etwa ein ähnliches? Vermutlich. Und wieder wurden Bonds Gedanken durchbrochen als ihn das Piepen seines Navigationssystems auf einen nähernden Peilsender aufmerksam machte. Vor ihm konnte Bond eine schwarze Limousine erblicken - das konnte nur Odin sein. Und die Lage hätte ungünstiger nicht sein können: Bond war eingeklemmt zwischen einem Wahnsinnigen in seiner Limousine mitsamt der Fernzündung für eine Bombe und hinter sich einen wildgewordenen Lamborghini, der mehr konnte als nur Kurven fahren.
Bond hörte einen lauten Knall und ein blechernes Scheppern. Aus der Limousine ragte ein Scharfschützengewehr, das ziemlich genau auf den Agenten zeigte und schon einen Sprung in der Frontscheibe des Aston Martin hinterlassen hatte. Was für ein Glück, dass ein kugelsicheres Auto schon lange Standard war. Unglücklicherweise war der Italiener schneller als der Brite und so dauerte es auf der bruchhaften Autobahn nur kurz, bis der Lamborghini direkt neben dem Aston Martin war und Bond glaubte, ein animalisches Grinsen in Lords Gesicht zu erkennen, ehe er nach rechts ausholte um Bond zu rammen. Kurz davor erkannte der Brite die Eisenstange an der Seite, die seinen Wagen bei Kontakt zerfetzen würden und als der gelbe Lamborghini auf ihn von rechts zuschoss, zog Bond abermals die Handbremse bis zum Anschlag durch, wobei der Lamborghini weit nach Links fuhr und die Fahrbahnbegrenzung anstatt den Aston zerschmetterte. Die Limousine weiter vorne hatte sich durch den Verkehr geschlängelt und trachtete offenbar in erster Linie nach Flucht. Aber jetzt stand wieder Mr. Lord zwischen Bond und dessen Ziel. Mitsamt einem viel zu schnellen Wagen.
Jetzt legte Mr. Lord den Rückwärtsgang nach einer schnellen Kehre ein, sodass sie sich abermals genau in die Gesichter sahen - wenn auch über gute 50 m Entfernung. Bond konnte gerade noch sehen, wie der Wagen vor ihm zwei Minen aus den Kühlern fallen ließ. Bond konnte gerade noch ausweichen, musste aber hören wie sie zwei Rikschas samt Insassen hinter ihm zerrissen. Zeit für eine Revanche. Bond drückte zwei Knöpfe. Der erste löste das Frontale Maschinengewehr aus das sofort damit begann, Mr. Lord zu beharken. Der zweite sorgte für den Turbo, der Bond nahe an seinen Kontrahenten heranbrachte. Der konnte jetzt einfach eine Mine fallen lassen und Bond zerreißen, aber der Killer war durch dieses kühne und dumme Manöver so überrascht, dass er gar nichts machte. Wegen der Unaufmerksamkeit fuhr der teure italienische Wagen auf einen Ziegenwagen auf, was die Schnauze des Lamborghinis soweit senkte, dass Bond den Wagen als Schanze benutzen konnte und über Mr. Lord, dessen Maschine und den Ziegenwagen herüberspringen konnte. Der nun festgesetzte Killer konnte gar nicht reagieren, so schnell war dieser Sprung abgelaufen. Und Bond nutzte seine verbleibende manuelle Rakte dafür, sie rückwärtig vom Wagen ausspeien zu lassen und seinen Kontrahenten in einem Feuerball vergehen zu lassen.
Das lenkte Bonds Aufmerksamkeit wieder auf das GPS-System in der Mittelkonsole. Er hatte Zeit mit seinem Gegner verloren und Odin musste fern sein - doch dem war nicht so. Der rote Punkt, der seinen Feind vertrat, stand. Und als Bond aufsah, wusste er auch, wieso: Da stand die Limousine quer auf der Fahrbahn, alle Türen waren geöffnet. Und ca. 20 m über der Fahrbahn schloss ein Kampfhelikopter seine Türen. Den in Deckung gegangenen Phillippinen auf der Straße nach zu urteilen hatte das Schauspiel nicht eben erst begonnen. Bond versuchte, das beste aus der Situation zu machen und sich die Formen und Kennungen des Hubschraubers einzuprägen ... das Design war neuartig ... und an der Seite prangte der Schriftzug G.P. - COUNT. Bond hielt vor der "Limousinen-Straßensperre".
***
(C) „Bond hat es also mal wieder geschafft“, bemerkte die grauhaarige, scharfsinnige Leiterin des britischen Geheimdienstes anerkennend, wenn auch nicht ganz ohne zynischen Unterton. Sie blickte auf ihre beiden Gäste, die vor dem massiven Schreibtisch saßen. Es waren der Undercoveragent Sten Beckster und der Regierungsberater und Fabrikant Lord Cedric Hemingway, letzterer immer noch im Rollstuhl.
„Warum die Bitterkeit, Barbara?“ fragte der ältere Herr auch sogleich.
M hob die Augenbrauen. „Dir entgeht auch nichts, oder?“
Ihr Gegenüber lächelte milde. „Wenn man sich schon so lange kennt…“
„Eben.“ Ms Blick war ein wenig tadelnd. „Oder siehst du etwa hier großartig Grund zur Freude? Odin ist meinem besten Mann nun schon ein zweites Mal entkommen und hat eine Spur aus Folter und Tod hinter sich gelassen. Ein deutscher Graf, eine Stationsleiterin, die Kellnerin, ein amerikanischer General, eine Doppelagentin, ein Botschafter, ein Geschäftsmann. Lediglich um seinen Killer Mr. Lord ist es nicht wirklich schade. Der hätte auch nicht geredet wenn wir ihn lebend bekommen hätten. Und ich darf dich an deine Beine erinnern, Cedric.“ Der Lord nickte nun doch betroffen als er die gesamte Verlustliste hörte. „Und das alles obwohl Bond alle Hilfe hatte, die er kriegen konnte. Die Amerikaner und die besten Kollegen, die wir für ihn zur Verfügung stehen hatten. Urs Messler, Cathleen Steele,…“ Ihr Blick glitt zu Beckster.
Dieser schüttelte allerdings nur leicht den Kopf. „Bitte überschätzen sie meine Leistung nicht, Ma’am. Ich habe einen schwerwiegenden Fehler gemacht als ich mich auf Patrick eingelassen habe.“
„Trotzdem haben sie nicht gerade geringen Anteil daran, dass die Bombenleger rechtzeitig ausgehoben werden konnten und wer weiß wie viele Einwohner von Jakarta nun glücklicherweise mit dem Leben davongekommen sind“, wiegelte M Becksters Bedenken ab.
„Und das ist doch schon Erfolg, Barbara. Egal was du sagst“, tönte nun der Lord wieder. „Ihr habt vielen Unschuldigen das Leben gerettet. Nur ich habe euch nichts gebracht. Außer einem toten Überläufer.“ Hemingway seufzte.
„Oh, immerhin ist durch diesen eine Doppelagentin beim CIA aufgeflogen. Christine Vantan.“ M stockte und ihr Blick wurde leicht betrübt. „Aber nichtsdestotrotz ist da trotzdem noch etwas, dass du für uns tun könntest, Cedric. Auch wenn ich ihn gerne bei uns behalten würde, so will Mr. Beckster den Secret Service verlassen.“
Beckster nickte sogleich. „Es ist einfach nicht meine Welt. Ich habe zuviel Tod und Leid gesehen. Ich bin kein zweiter James Bond. Ich habe es nicht geschafft meine Gefühle genügend herauszuhalten und ich möchte das auch gar nicht schaffen.“
Hemingway nickte leicht und tauschte einen kurzen Blick mit M. „Der Botschafter, der sich vor ihren Augen das Leben genommen hat war ihr Patenonkel, oder?“ M nickte. Hemingway strich sich mit seiner fleischigen Hand über das Kinn und wirkte nachdenklich. „Das heißt, sie suchen jetzt eine Anstellung wo die Count GmbH & Co. KG ebenfalls hochgegangen ist?“ Doch er wartete die Antwort des Mannes neben sich gar nicht erst ab. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. „Ich kann immer einen tüchtigen leitenden Angestellten gebrauchen, jetzt wo sich die Hemingway-Werke dank des Grafen vergrößert haben. Ich würde also sagen: Willkommen in der Firma, Mr. Beckster.“ Ein warmer, herzlicher Händedruck folgte und Beckster bedankte sich. Hemingway blickte wieder zu M. „Nicht, dass es mich etwas angeht, aber wie geht es jetzt mit Odin weiter?“
„Messler ist dabei den Hubschrauber zu überprüfen und Bond verfolgt die Spur in Jakarta weiter…“
***
„Eigentlich fast unvorstellbar, dass so etwas Schönes der Hort von so etwas Bösem sein soll“, bemerkte Sophie. Sie befand sich mit dem britischen Agenten James Bond in der mit Licht durchfluteten Pagode, die Odin dieses Mal als Zentrale gedient hatte. Doch nun waren alle ausgeflogen. Die Aktenschränke waren leer geräumt, der schwere, schwarze Ledersessel umgestoßen. Man hatte diesen Ort wohl in größter Eile verlassen.
„Man darf nie allein nach dem Äußeren gehen, Sophie. Das wäre in höchstem Maße leichtsinnig.“
„Dann will ich leichtsinnig sein.“ Sie trat zu dem Agenten. „Ich bin fest davon überzeugt, dass in einem so gut aussehenden Mann wie dir auch ein guter Kern steckt, James.“
Der Brite wich ihrem Blick aus. „Gut aussehend? Es sind kalte und harte Züge.“
„Dann habe ich vielleicht doch mittlerweile gelernt tiefer zu sehen“, lächelte die Kellnerin, legte ihre feingliedrige Hand an seine kantige Wange und zwang ihn sanft sie anzusehen. „Du bist ein guter Mensch, James. Das weißt du auch. Tief drinnen. Und ich möchte nach all den Schrecknissen, die ich erlebt habe, dass du mir wieder das Schöne zeigst. Zeig mir wofür es sich lohnt zu leben…“ Sie sank an ihm herab auf die Bastmatte, ihre Hände fuhren dabei über seinen durchtrainierten Körper. Bond folgte ihr hinab, bettete seinen schweren Körper halb auf ihr und halb neben sie und verschloss ihre Lippen mit den seinen. Sein Blick glitt dabei an der Wand der Pagode entlang und blieb an einem Bild haften. Es war das Bild eines ihm wohlbekannten Bergs in Schweden. Dort hinter musste sich noch ein Safe befinden. Ob sie diesen bei der raschen Flucht auch noch hatten leeren können? Sophie zog ihm langsam das Hemd aus der Hose. Seine Hand strich über ihre feste Brust. Der Safe hatte Zeit. Er würde ihnen nicht weglaufen. Nun galt es schließlich zu ergründen warum das Leben trotz allem noch lebenswert war…
THE END
BUT
JAMES BOND WILL RETURN