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James Bond Club Deutschland - SPECTRE Nr. 005
Registrierungsdatum: 17. Mai 2013
Zitat von »Scarpine«
James Bond Rewatched
# 01: James Bond jagt Dr. No (1962)
OT: Dr. No; GB 1962; 110 Min.; R: Terence Young; D:
Sean Connery, Ursula Andress, Joseph Wiseman, Jack Lord, Anthony Dawson,
John Kitzmiller, Zena Marshall, Eunice Gayson, Bernard Lee, Lois
Maxwell, Peter Burton.
Schon der erste Bondfilm schafft es mit einer ausgewogenen und
überzeugenden Darstellerriege aufzuwarten. Die Besetzung der Hauptrolle
mit dem damals noch unbekannten Schotten Sean Connery kann man mit einem
Blick zurück nach 51 Jahren nur als Glücksgriff betrachten. Eine
Weltkarriere sollte folgen. Sowohl für 007 als auch für seine ersten
Kinointerpreten Connery. Er zeichnet schon zu Beginn einen eiskalten
Profi, der Feinden mit entschlossener Härte und Frauen mit dominanter
Männlichkeit gegenübertritt. Die Schweizerin Ursula Andress gilt vielen
als das kultigste Bondgirl. Das kann man nicht bestreiten, doch die
schauspielerische Leistung der Andress ist da schon eher kritisierbar
und bestenfalls mit dem Prädikat "durschnittlich" zu versehen.
Fairerweise gilt es aber auch zu erwähnen, dass die Figur der Honeychile
Rider auch nur wenig Interpretationsraum bietet und schon in der
Vorlage mehr durch Naivität und Körperlichkeit, als durch interessante
Charaktereigenschaften besticht. Joseph Wiseman dagegen ist ein würdiger
Antagonist für Sean Connery. Ihm gelingt es der Rolle des titelgebenden
Dr. No mit sparsamen Mitteln Profil zu verleihen. Die elegante
Geschmeidigkeit, die eiskalte Freundlichkeit und die unerschütterliche
Fassade von Nos "Porzellangesicht" vermag der Kanadier auf geschickte
Weise zu präsentieren. Als 007s Vorgesetzter "M" kann der
Charakterdarsteller Bernard Lee glänzen, der bereits bei seinem ersten
Serienauftritt die Rolle des Agentenchefs eindrucksvoll ausfüllt und mit
unerbittlicher Autorität glänzt. Er sollte alsbald zu Prototyp aller
Vorgesetzten im Bereich des Agenten- und später Actionthrillers werden.
In der Rolle der gutseligen Sekretärin erleben wir die bezaubernde Lois
Maxwell, die diese Rolle insgesamt 23 Jahre bekleiden sollte. Jack Lord
und John Kitzmiller sind gute Helfer, aber aus heutiger Sicht machen die
Darstellungen des Sunnyboy-Ermittlers und des abergläubischen Fischers
doch einen recht antiquierten Eindruck. Unter den vielen Handlangern
des chinesischen Doktors sticht der mit allen Wassern gewaschene
Professor Dent hervor, der von Anthony Dawson als aalglatter Widerling
mit Saubermann-Image dargestellt wird. In den restlichen Nebenrollen
dürfen auch zwei (für 1962) vielschichtigere Frauenfiguren auftreten. So
hinterlässt Zena Marshall als hinterhältige Miss Taro ebenso Eindruck,
wie die selbstbewusste Spielerin Sylvia Trench, die von Eunice Gayson
souverän verkörpert wird.
Das Drehbuch von Richard Maibaum, Johanna Harwood und Berkely Mather
hält sich recht eng an den Roman Ian Flemings und erlaubt sich
eigentlich nur gelegentlich leichte Veränderungen und Kürzungen, die dem
Film aber meist zu gute kommen. So hat man bereits im ersten Film
geistesgegenwärtig Dr. Nos SMERSH-Verbindung zu einer
SPECTRE-Mitgliedschaft umgewandelt. Auch die Kürzungen rund um die
Querelen mit dem Gouverneur von Jamaika und Bonds qualvolle Prüfungen in
Nos Gefangenschaft machen Sinn. Der Kampf mit einer Riesenkrake hätte
mit den filmischen Mitteln der Zeit wohl nur sehr unbefriedigend
umgesetzt werden können und hätte zudem wohl ziemlich trashig gewirkt.
Das hätte dem damaligen Zuschauer wohl ein wenig zu viel Phantastisches
geboten. Auch die Raketensabotierungspläne sind eine gelungene Erfindung
der Skriptautoren, muten Nos Aktivitäten im Roman doch recht
beschaulich an. Auch das Ende des Doktors hat man gut ersetzt, wobei ich
Nos Dahinscheiden in der Vorlage als durch aus interessant erachte.
Rundherum kann man mit der Adaption vollauf zufrieden sein. Dem Briten
Terence Young wurde die Ehre zuteil den ersten Bondfilm zu inszenieren
und er leistete gleich beim ersten Mal Maßarbeit. Zum einen schliff
Young den Rohdiamanten Connery zum Juwel, indem er ihn auf die Rolle
vorbreitete, zum anderen setzte er für die filmische Umsetzung des
sechsten Bondromans auf exotische Schauplätze, stilsichere Dekors und
eine ikonisch konzipierte Hauptfigur. Wenn man bedenkt, dass der
Streifen in der Endabrechnung nur rund 1 Million Dollar kostete, muss
man dem Spielleiter angesichts des Ergebnisses echten Respekt zollen.
Der Film sieht deutlich teurer aus. Young kompensierte die
phantastischen Elemente der Story geschickt mit der eiskalten Härte und
Präzision des Agentenhandwerks, die bei Strangways`s Ermordung und Dents
letztem Einsatz besonders stark aufflammt, und schafft somit eine
ausgewogene Mischung zwischen einer verträumten Karibikatmosphäre und
Agentenabläufen, die sich durch die Machenschaften des mysteriösen, im
Hintergrund agierenden Inselbewohners auf harmonische Weise miteinander
verbinden. Der Regisseur inszeniert temporeich und besitzt ein gutes
Gefühl für Spannungsmomente. Einzig die Verfolgungsjagd im Gebirge macht
handwerklich keinen so einwandfreien Eindruck. Doch das kann man
vernachlässigen. Terence Young definiert mit diesem und seinem nächsten
Film den frühen Stil der Serie.
Zu den Elementen, die dem ersten James Bond-Abenteuer fehlen, gehört ein
eigener Titelsong, der auch schmerzlich vermisst wird, weil der Score
von Monty Norman zwar in Ordnung geht, aber aufgrund seiner
Durschnittlichkeit und seiner leicht klischeehaften Tracks doch eher am
hinteren Ende rangiert. Revolutionär und prägend wurde hingegen das
James Bond-Theme, dass dem Komponisten zwar zur Ehre gereicht, aber aus
heutiger Sicht als alleinige akustische Attraktion etwas dünn wirkt. In
den Bereichen Titeldesign und Production Design treten uns dagegen
sofort die großen Heroen des Franchise entgegen: Maurice Binder und Ken
Adam. Binder serviert dem Zuschauer gleich zu Beginn eine souveräne
Sequenz, die zwar nicht zu seinen besten zählt, aber sicherlich ein paar
schwache Achtziger-Vorspanne hinter sich lässt und dem zeitgenössischen
Zuschauer gewiss ein Augenschmaus war. Der große Ken Adam startet
ebenfalls sofort durch und trägt ein entscheidenden Teil dazu bei, dass
der Reißer im Jahre 1962 sein Publikum beeindrucken konnte. Mögen das
Casino, der Tarantelraum, Dr. Nos Gästesuiten, dessen prunkvoller
Speiseraum unterhalb des Meeresspiegels und der Reaktorraum noch nicht
Adams ganzes Genie offen legen, so beweisen sie doch die hohe kreative
Qualität des Designers und die nachhaltige Bedeutung der oftmals
visionären (Innen-)Architektur, die zu einem unverwechselbaren
(Erfolgs-)Signum der ersten 11 Bondfilme werden sollte. Seit Sir Ken
Adams Abschied von der Serie 1979 hat das Production Design zwar immer
noch ein hohe, aber keineswegs mehr so entscheidende Bedeutung für die
Reihe.
Die Schauplätze hinterlassen ein deutlichen Eindruck, sind jedoch am
Anfang der Serie noch in wesentlich limitierterer Zahl als in späteren
Jahren vertreten. Neben den obligatorischen Londonszenen bezieht "Dr. No"
seine Atmosphäre alleine von Jamaika und seinem Karibikflair. Und das
ist auch vollkommen passend, denn mit keinem anderen Handlungsort kann
man besser eine unlokalisierbare Gefahr und unter der Oberfläche
schwellende Gewalt konterkarieren als mit einer exotisch-sonnigen
Location, die für quasi jeden Betrachter die Vorlage für eine
idealisierte Paradiesvorstellung bildet. Die Cinematograhie Ted Moores
bietet dem Betrachter viel fürs Auge. Die Dekors und Schauplätze
präsentieren sich in bunten und kräftigen Farben. Virtuose Höhepunkte
der Kameraarbeit schließen unter anderem den nächtlichen
Tarantelangriff, Bonds Konfrontation mit Dent, die
Maschinengewehr-Attacke am Strand, Bonds erstes Zusammentreffen mit Dr.
No, sowie das Finale im Reaktorraum mit ein. Insgesamt trägt die
Cinematograhie zum Gelingen des Streifens bei.
Gesamtwirkung: Ein rundum gelungenes Seriendebüt, dem es sowohl
gelingt der ikonischen Romanvorlage gerecht zu werden, als auch dem
damaligen Kinozuschauer einen eigenwilligen und völlig neuen
Filmcocktail zu servieren. Mögen manche später etablierten Trademarks
und Ingredienzien noch fehlen und zudem gewisse Elemente noch etwas
unsicher umgesetzt sein, so debütiert der Agent mit der Serienummer 007
doch mit einem spannenden, furiosen und phantastischen Erstlingseinsatz.
Meine Wertung: 4 von 5 Punkten
Zitat von »Spree«
Ich hab's noch nicht gelesen, aber es ist so schön, dich wieder hier zu
haben, Scarpine. Ich freu mich jetzt schon auf die Lektüre dener
Beiträge!
Ich könnte diese Dinge nie so geordnet zu Papier bringen.[img]http://home.arcor.de/guru007/Nagoldforum/smilies/confused.gif[/img]
PS: Wie immer gut analysiert, auch wenn ich manche Sachen weniger
euphorisch empfinde und DN bei mir immer einen der hinteren Plätze
einnehmen wird.
Das Lesen macht dennoch immer wieder Spaß und ich bin schon auf weitere Beiträge gespannt!
Zitat von »MisterBond«
Schöner Beitrag, auch die Parallelen zum Roman.
Ich hoffe jedoch, dass dies dann kein Kriterium für den Gütesiegel des
Films wird. Die Filme wichen später ja noch stärker von den Romanen ab.
Und "Hello again", Scarpine [img]http://home.arcor.de/guru007/Nagoldforum/smilies/wink.gif[/img]
Zitat von »Scarpine«
@ Spree & MisterBond
Danke für das Lob.
Die Romannähe spielt sicherlich in der Bondreihe eine untergeordnetere
Rolle als bei anderen Literaturadaptionen, eben weil die filmischen
Qualitäten von 007 teils ganz andere sind als die seines literarischen
Ursprungs. Keine Frage. Aber ich finde Änderungen müssen auch berechtigt
sein, denn wenn diese eine Verschlechterung gegenüber dem Original
darstellen, muss man das dann schon kritisieren. Ich denke, dass dieser
Aspekt insbesondere bei den drei Siebziger-Bondstreifen, die Guy
Hamilton inszenierte, nochmal expliziter zur Sprache kommen wird.
Zitat von »Kronsteen«
Schön zu lesen, tolle Rezension, Scarpine! [img]http://imageshack.us/a/img716/1755/prostu.gif[/img]
Wäre mal interessant, wie DN unabhängig vom Franchise wirken würde.
Zumindest bei mir hat er einen gewissen Bonus des Erstlings, in dem
schon so viele später als klassisch geltende Elemente wie
selbstverständlich auftauchen.
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Kronsteen« (2. Juni 2013, 10:37)
Gibt es allerdings einen bestimmten Grund warum er Bond die Bettdecke kurz wegzieht? Oder soll das nur Spannung und Interesse beim Zuschauer wecken?
Ah ich verstehe.Gibt es allerdings einen bestimmten Grund warum er Bond die Bettdecke kurz wegzieht? Oder soll das nur Spannung und Interesse beim Zuschauer wecken?
Ich denke, man hat die Szene einfach aus dem Roman übernommen. Da checkt Dr. No Bonds körperliche Fitness für den geplanten Todes-Parkour am Ende. Im Film hat man aus dem Parkour aber nur eine mäßig gefährliche Flucht durch halbherzig gesicherte Lüftungsschächte gemacht (was ich auch nie ganz nachvollziehen konnte), deshalb wirkt die Szene mit der Bettdecke etwas unmotiviert.
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James Bond Club Deutschland - SPECTRE Nr. 005
Registrierungsdatum: 17. Mai 2013
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009 - Killed in East Berlin - Dressed as a clown with a fake Faberge egg in my hand
Registrierungsdatum: 26. Mai 2013
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Don-Corleone« (4. August 2013, 13:34)
Pluspunkte:
- Location Jamaika
- Ausgezeichnetes Erzähltempo (wie hier schon mal dargestellt, ist die Handlung sehr stringent)
- Logik der Handlung (jeder Schritt ist nachvollziehbar)
- Bonds Einführung im Casino hätte klassischer nicht sein können (1. Szene: "Bond. James Bond")
- Jack Lord als Felix Leiter
- Anthony Dawson als Prof. Dent
- Spannungsaufbau bis zur ersten Begegnung mit Dr. No (man will unbedingt wissen, wer diese Person ist: Man weiß von ihm, dass seine Mitarbeiter sich umbringen oder den Arm brechen lassen, nur um nichts zu sagen, man lernt seine Stimme kennen, man sieht seine Umrisse und seine Arme - aber erst zum Schluss No als Ganzes)
- Sets von Ken Adam (speziell der "Tarantal-Raum")
Minuspunkte:
- Drachen-Geschichte
- Allzu naive Darstellung Honeys (auch wenn sie süß ist)
- Bedrohungsszenario wirkt im Vergleich zu späteren Filmen gering
- Teilweise wirkt der Film etwas in die Jahre gekommen (im Gegensatz zu seinen direkten Nachfolgern aus den 60ern)
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Kronsteen« (27. Dezember 2013, 10:03) aus folgendem Grund: Dieser Beitrag wurde vom Thread "Die Bestenliste" hier her kopiert.
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James Bond Club Deutschland - SPECTRE Nr. 005
Registrierungsdatum: 17. Mai 2013
Wobei dieser Punkt mich in soweit überrascht, dass ich seit einigen Jahren wieder sehr viele, besonders junge Männer mit Hüten sehe. Eine begrüßenswerte Entwicklung, wie ich finde, bietet sie doch die Chance, dass auch Bond sich evtl. in den nächsten Filmen das hübsche, alte Ritual wieder zu eigen macht, den Hut auf den Garderobenständer zu werfen. Das letzte Mal tat er es, glaube ich, vor nunmehr 32 Jahren in FYEO (oder danach nochmal?). Diese Gewohnheit symbolisierte auf originelle Weise die Verspieltheit, mit der Bond den etwas tristen Büro-Alltag bewältigte. Sein Gegengewicht zur immer etwas steifen Atmosphäre beim Rapport in Ms Büro!(...) Gefühlt hat es auch damit zu tun daß Bond hier noch oft Hut trägt. (...)
Wobei dieser Punkt mich in soweit überrascht, dass ich seit einigen Jahren wieder sehr viele, besonders junge Männer mit Hüten sehe.(...) Gefühlt hat es auch damit zu tun daß Bond hier noch oft Hut trägt. (...)