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  • »Mr. Fogg« ist männlich

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61

Montag, 4. Oktober 2021, 17:26

Es mag ja störend wirken, wenn ein Blockbuster, der Kasse macht und scharenweise Kino-Zuschauer zu Jubelstürmen animiert, nicht überall völlig kritiklos aufgenommen wird, aber das muss man nun einmal akzeptieren.

Zum Inhalt:
Natürlich würde ich z. B. sehr gern über Inhalte debattieren, wie ich das früher und bei anderen Bond-Filmen auch immer wieder gerne gemacht habe ... und mir ist selten ein Aspekt zu geringfügig dafür ...
aber dafür muss ein Minimum an Enthusiasmus vorhanden sein. Sorry, bei NTTD bin ich damit raus.
Dennoch gab und gibt es einiges über den Film zu sagen, und der Ort, das zu tun ist hier!
Auch das muss akzeptiert werden.
God save the Queen!

Feirefiz

The Other Fellow

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62

Montag, 4. Oktober 2021, 18:27

So, dann mal mein Senf, nach zwei Nächten. Vorneweg die Warnung, dass sich hier Spoiler finden und dass ich offensichtlich der Minderheit der NTTD-Freunde angehöre ;)

Die Verbeugungsszene. Ja, ich verstehe die Einwände. Aber ich sehe das als probates taktisches Mittel Bonds. Safin scheint ja auf soetwas zu stehen. Verneigen sich nicht immer alle "Angestellten", wenn er einen Raum betritt?

[...] Und wie man sich an einem Halbsatz von Q groß stören kann, muss sich mir auch nicht erschließen.

So, Feuer frei!

Ich finde es gut, dass sich nun auch die Freunde von NTTD zu Wort melden, auch wenn die Kritiker hier ihnen nicht überall zustimmen wollen werden (und umgekehrt). Dieses Phänomen wird "Diskussion" genannt und war einst der Daseinszweck von Foren. Wie wär's?

Zur "Verbeugungsszene": Auch die kategorische Ablehnung Lazenbys wurde schon damit begründet, dass es eines Bonds unwürdig sei, wie in der PTS von OHMSS vor dem bewaffneten Grobian die Hände zu heben und auch noch niederzuknien - obwohl Lazenby das mit einer Lässigkeit tut, wie es selbst ein Connery oder Belmondo kaum besser hinbekommen hätten. Lazenby wurde dies trotzdem als persönliche Schwäche ausgelegt, als ob das dem anderen nie passiert wäre - dabei war es gerade einmal ein paar Jahre und Filme her, dass sich Bond ganz anders "erniedrigt" hatte: Auch wenn die Szene in NTTD irritiert, darf man nicht vergessen, dass sich ihr Vorbild in einem der Über-Bonds schlechthin findet, nämlich in FRWL, als Bond in Lebensgefahr Grant scheinbar devot um eine Zigarette anbettelt, um dessen Sadismus zu befriedigen und ihn dann zu überwältigen. Bond ist eben kein strahlender Ritter, sondern bedient sich aller - auch wenig ehrenvollen - Tricks, um sein Ziel zu erreichen. Man mag die Szene vom Team Connery/Young besser gelöst finden, inhaltlich ist hier aber zu Craigs Kriechen kein Unterschied. Was mich an der Verbeugungsszene, aus der Bond ja wieder siegreich hervorgeht, eher stört, ist die Tatsache, dass Safin diesen plumpen Trick nicht durchschaut - das hat nach so vielen Filmen fast Austin-Powers-Niveau (oder wie es schon vor Jahrzehnten mal in einer entsprechenden Simpsons-Szene hieß: "Darauf falle ich wirklich nicht noch einmal rein, Mr. Bond."). Generell weiß ich noch nicht so recht, was ich von Safin halten soll - bzgl. der Anlage, insbesondere aber auch bzgl. der Darstellung der Figur. In der Anlage wird, glaube ich, mal wieder ziemlich viel Potenzial verschenkt, bei Malik bin ich unschlüssig, ob er blass bleibt oder aus seiner geringen Sreentime und dem Material noch das Beste macht. Was mich auch gestört hat, ist, dass sich Bond, Madeleine und selbst ein fünfjähriges Kind, einmal ihren grenzdebilen Wächtern entkommen, weitgehend frei in der Festung bewegen können. Aber Logiklöcher sind ja nicht erst seit diesem Film ein Markenzeichen der meisten Bond-Filme - bei vielen ist es nur weniger störend, da sie sich nicht gar so wichtig nehmen oder diese Schwächen mit Qualitäten ausgleichen, die nicht alle Zuschauer in NTTD in ausreichendem Maße zu erblicken vermögen.

Zu Q: Das Outing stört mich nicht, aber mutig kann ich es auch nicht finden. Vielmehr ist es doch wieder ziemlich verzagt, ja der eigentlichen Absicht entgegenstehend, ausgerechnet die Figur zu outen, die ohnehin schon viele überholte Klischees in dieser Richtung in sich vereint (und dazu von einem homosexuellen Schauspieler verkörpert wird). Hätte zum Beispiel Leiter mit seinem letzten Schnaufer seine heimliche Hingabe zu Bond bekannt ("Oh James, ich liebte dich, seit du damals am Casinotisch Platz genommen hast") - das wäre mal was gewesen. Nun gerade Wishaws Q zu outen, ist fast eine - wenn auch gutmütige - Variation der Klischees, die vor fünfzig Jahren Mr. Wint und Mr. Kidd transportierten. Auch hier ist in NTTD "gut gemeint" mal wieder nicht "gut gemacht", die Entscheidung erinnert ein wenig an Mr. Sulus Outing im letzten Star-Trek-Film, womit man auch den Ur-Sulu George Takei ehren wollte, der darüber dann aber gar nicht begeistert war.

Den Film aber kurzerhand auf den letzten Platz der Bestenliste zu setzen und den Mantel des Schweigens darüber auszubreiten, wird ihm meiner Meinung nach nicht gerecht. Wenn ich daran denke, wie sehr ich mich in den letzten Bond-Filmen seit QOS über schlechte Effekte geärgert habe oder speziell bei SP im Minutentakt dachte, "oh Gott, nein, bitte nicht", stellt NTTD doch schon mal eine deutliche Verbesserung dar.

Wenn ich es richtig sehe, hat hier noch niemand NTTD wortlos auf den letzten Platz gesetzt, sowohl Mr. Fogg als auch Kronsteen haben hier Gründe angeführt. Und dass die Craig-Filme handwerklich gut gemacht sind (mit Abstrichen auch QOS), haben selbst ihre schärfsten Kritiker selten bestritten. Aber um auch mal was Nettes zu sagen, will ich an dieser Stelle immerhin zwei Gags nennen, die ich ganz lustig fand: Einmal Bonds Hinweis an Q, dass es Katzen nun auch mit Fell gebe, und die Szene, in der er mit dem kreiselnden Aston Martin seine Gegner wegballert. Ja, eigentlich bin ich leicht zu begeistern. ;)

Ich würde sogar soweit gehen, dass NTTD die logische Konsequenz eines Ansatzes zeigt, den es erst seit 1995 gibt, und der Bond nicht mehr als Mittelpunkt und Bestimmer seiner Welt zeigt, sondern als Fremdkörper in einer Welt, die ihn auch zunehmend als Fremdkörper behandelt und abstößt. Die Welt der 60er war ein völliges natürliches Umfeld für jemanden wie Bond, in dem er sich wie ein Fisch bewegen konnte. Seit den 90ern wird er quasi als Fisch gezeigt, dessen Teich langsam austrocknet.

Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Der erste Film, der dieses Thema recht breit thematisierte, war NSNA mit einem gealterten und bei der neuen MI6-Führung nicht mehr wohlgelittenen Bond. Der Unterschied zur Craig-Ära ist, dass Bond letztlich über die gewandelte Welt triumphiert und sie sich im Laufe des Films ihm anpasst, er also sich selbst treu bleiben und trotzdem der strahlende Sieger sein kann. Das hat die Brosnan-Ära im nächsten Jahrzehnt quasi im Laufe mehrerer Filme adaptiert. Wandelt sich Edward Fox binnen eines Films vom Dauer-Nörgler zu Bonds größtem Fan, legt Judi Dench zwischen GE und TWINE einen ähnlichen Weg zurück. Heute käme man mit dem NSNA/Brosnan-Ansatz zumindest im Feuilleton nicht mehr durch, und das ist ja inzwischen sehr wichtig für EON. Insofern ist der Ansatz, Bond der Welt anzupassen, wohl die "zeitgemäße" Häutung der Reihe, wie man sich bereits ab den 70ern an gegenwärtigen Trends und Moden orientierte, um Bonds Massenappeal zu erhalten. Solange der Weg, der mit Craig eingeschlagen und zunehmend ohne Rücksicht auf Verluste vorerst bis zum Ende gegangen wurde, auch beim großen Publikum funktioniert, sind die Irritatonen eines Teils des Fandoms (denn SP und NTTD haben ja auch in diesem Kreis wenigstens genauso viele Fürsprecher) ein für EON hinnehmbarer Kollateralschaden. Aber auch die unzufriedenen Fans verlieren ja nicht so viel: nämlich exakt einen Film - ärgerlich genug, aber es bleiben etwa zwei Dutzend andere ...
"How do you make a hero logical? You don't, and you must accept that.
The illogic is what makes something like Superman. The more rational a
story you try to write about Superman, the more you kill him."
(Dan Barry)

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Feirefiz« (4. Oktober 2021, 18:59)


ollistone

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63

Montag, 4. Oktober 2021, 21:19

Es mag ja störend wirken, wenn ein Blockbuster, der Kasse macht und scharenweise Kino-Zuschauer zu Jubelstürmen animiert, nicht überall völlig kritiklos aufgenommen wird, aber das muss man nun einmal akzeptieren.


Das erwartet doch auch niemand. Ich selbst habe zum Beispiel unmittelbar nach meinem Kinobesuch von SPECTRE meinen Frust direkt ins Forum gekotzt, ist doch völlig legitim. Ich finde nur, dass NTTD mehr verdient als eine Generalabrechnung mit der Ära Craig. Hat hier allen Ernstes jemand einen beschwingten, Moore-haften Gute-Laune-Abschiedsfilm erwartet?

Story, Regie, Kamera, PTS, Henchmen, Schauplätze, Soundtrack, Stunts, das MI6-Personal - da gibt es doch viel zu diskutieren, anstatt nur "Broccoli und Wilson verraten Papas Erbe" zu lamentieren.
"You may be a lover but you ain't no dancer."

MilesM

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64

Montag, 4. Oktober 2021, 23:16

Zumal ich das Gefühl hatte/habe, dass Broccoli/Wilson hier nochmal ordentlich etwas auffahren wollten. Diese Lustlosigkeit meine ich auch mal zwischenzeitlich erkannt zu haben, sehe davon in NTTD jedoch nichts (mehr). Der Cast ist erstklassig (mal wieder ein Oscar-Gewinner, über dessen Safin die Meinungen erstaunlich weit auseinandergehen), mit Hans Zimmer einen der "großen Namen" angeheuert, mit Phoebe Waller-Bridge das Drehbuch-Team verstärkt. Ebenso fand ich die Wahl Fukunagas sehr gelungen. Wobei der sich wohl auch selbst mehr oder weniger beworben hat ;)

Ernst gemeinte Frage: Hat die Rezeption von NTTD auch was damit zu tun, wie man OHMSS fand?
You know what's great about you English? Octopussy. Man I must have seen that movie... twice.

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65

Dienstag, 5. Oktober 2021, 05:36



(...) Ich finde nur, dass NTTD mehr verdient als eine Generalabrechnung mit der Ära Craig. (...)
Ich, auf der anderen Seite, finde, dass die Ära Craig mehr verdient hat als eine Generalabrechnung mit NTTD. ;)
Skyfall steht bei mir sehr weit oben ... und ich erinnere mich gut, dass ich mich immer auf der Seite seiner rückhaltlosen Bewunderer und "Verteidiger" fand.



Ernst gemeinte Frage: Hat die Rezeption von NTTD auch was damit zu tun, wie man OHMSS fand?
OHMSS steht bei mir auf Platz 2 der Bestenliste (bis vor einigen Wochen viele Jahre auf Platz 1). Zu den (wenigen) Pluspunkten von NTTD zähle ich die Musik-Zitate des ´69-er Bonds.
Der fundamentale Unterschied ist: OHMSS endet mit dem "traurigsten Happy-End der Filmgeschichte" (Richard Maibaum),
wogegen NTTD ein tragisches Ende liefern will, dessen "Mindesthaltbarkeitsdatum" - und das dürfte wohl jedem klar sein -
a) am Ende des Abspanns angekündigt wird und
b) vom finanziellen Erfolg des Films abhängig sein dürfte.




Ich finde es gut, dass sich nun auch die Freunde von NTTD zu Wort melden, auch wenn die Kritiker hier ihnen nicht überall zustimmen wollen werden (und umgekehrt). Dieses Phänomen wird "Diskussion" genannt und war einst der Daseinszweck von Foren. Wie wär's?
Absolut meine Meinung!
Letzten Endes begrüße ich die Begeisterung, die sich zur Zeit an den Kinokassen zu zeigen scheint;
erhöht sie doch die Wahrscheinlichkeit, dass "James Bond zurückkehren" wird und seinem Hobby "Auferstehung" gerecht wird!

Mein Problem ist eher, dass NTTD, dessen Kinostart ich wie die meisten anderen entgegengefiebert habe, und dem ich sicher keine geringere Chance vom Kinosessel aus gab als jedem seiner Vorgänger,
dass dieser Film mich im Laufe der ersten Stunde so dermaßen abgehängt hat!
Nach dieser Stunde etwa drängte sich mir Roy Scheiders Ausbruch in Das Russlandhaus auf "Er soll endlich scheissen oder machen, dass er vom Topf kommt!".

Nach einer Weile fing ich an, mich nach der ein oder anderen ruhigeren Szene zu sehnen ... so als Ausgleich für die sich unendlich in die Länge ziehende Action ... und als dann die Zeit der Monologe kam, erlitt der Sinkflug die ersten unsanften Bodenkontakte!
Da ich den Film erst einmal gesehen habe, und mein Gedächtnis nicht so gut funktioniert wie das Anderer hier,
bin ich nicht in der Lage, exakte Zitate zu nennen, nur Eindrücke:

Fast jedes Mal, wenn sich Safin zu Wort meldet, wurde ich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln darauf hingewiesen, dass das Böse am bösesten wirken soll, wenn es leise, unaufgeregt und überlegen daherkommt. "Schneller, härter, größer, ..." Hauptsache, es stellt alles bisher Dagewesene in den Schatten! Das aber ist ein Anspruch, den an sich selbst und an den Film zu stellen, zum Schiffbruch führen musste ... angesichts einer Filmgeschichte, die mit einem Gert Fröbe oder einem Curd Jürgens aufwarten konnte! Etwas mehr Selbstbescheidung hätte mich möglicherweise versöhnlicher stimmen können!
Safin ist ein gestörter Langweiler, auf dessen Geschwafel ich mir eine Reaktion Bonds gewünscht hätte, wie sie Dr. McCoy auf die Shakespeare-Zitationen des Klingonischen Generals Chang in Star Trek VI lieferte: "Ich würde was bezahlen, wenn er die Klappe halten würde!"

Insgesamt wirkt Bond auf mich Im Rahmen der Liebesgeschichte (die das Hauptthema des Films zu sein scheint) wie ein Alkoholiker, der nach längerer erfolgreicher Abstinenz nun erkennen muss, dass sein "Überdiesträngeschlagen" der letzten Nacht ihn zurück in die Abgründe des Daseins katapultiert hat!
Seine (immer noch nicht aufgearbeitete) Affäre mit Vesper wird (nach QoS und SP) hier zum dritten Mal hochgekocht ... und die einzige Möglichkeit, darauf angemessen zu reagieren, scheint für ihn zu sein, den Fehler, der sie das Leben gekostet hat, zu wiederholen!
"Ein Agent lebt nur für sich selbst und für seinen Beruf!" (Bond, OHMSS)
Zugegeben: Mit dem ersten Schiffbruch (und ich zähle OHMSS nicht mit, da er nicht der Craig-Ära zur Last gelegt werden kann) begann er sachgemäß umzugehen ("Die Schlampe ist tot!"). Bedauerlicherweise waren es nun gerade seine Freunde und Kollegen, die diese Verarbeitung konterkarierten, indem sowohl M als auch Mathis nichts besseres zu tun hatten als ihn davon zu überzeugen, dass Vespers Liebe echt war und Bonds Liebe verdient hatte. Rückfall provoziert!!!
Aber drei Filme später erneut in so etwas hineinzusteuern und somit den Eindruck zu erwecken, dass James Bond sich zu seiner Selbstverwirklichung nichts anderes einfallen lassen konnte als Zweisamkeit, im Tiefsten und am sehnlichsten angestrebte Zweisamkeit, ... das ist m. E. nichts anderes als dem ewigen Dogma dienlich zu sein, dass die Ehe für alle Menschen das einzige wirkliche Ziel ist, ohne dessen Erreichen das ganze Leben sinnlos wird! Fehler!

Dass die Beziehung - verglichen mit der zu Vesper - geradezu hingepfuscht inszeniert wird, wurde bereits an früherer Stelle erwähnt. Madeleine, eine permanent unterkühlte und gänzlich inkompetente Psychologin (man denke an den Therapie-Einstieg mithilfe des Formulars), die nun das Vakuum in Bonds Herz ausfüllen soll?
Es tut mir leid, aber die Schnelligkeit, mit der Bond in diese neue Liebschaft stürzte und die Darstellung durch Léa Seydoux lässt die gesamte Figur des 007 wie jemanden aussehen, der sein ganzes Leben lang Ersatz-Befriedigung betrieben hat, um dann irgendwann zwanghaft in seiner eigentlichen Berufung zu landen.

Das aber ist NICHT James Bond! Weder der aus den Romanen, noch der aus den Filmen (bis Skyfall)!
Sein Beruf war ihm Berufung! Das geht aus allem hervor, das jemals gesagt oder gespielt wurde!
God save the Queen!

Kronsteen

James Bond Club Deutschland - SPECTRE Nr. 005

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66

Dienstag, 5. Oktober 2021, 09:12

Meine Rezension zu KEINE ZEIT ZU STERBEN oder "Warum ich mit dem neuen Bond-Film so meine Probleme habe".
(Vorsicht: SPOILER)

„Jeder Mann will sein wie James Bond. Und jede Frau will einen Mann haben wie James Bond.“ So zumindest ein jahrzehntealtes Vorurteil über jenen Helden der Popkultur, dem ich verfallen war, seit ich ihn Mitte der 80er das erste Mal gesehen habe. Damals, als mein Vater und ich wöchentlich VHS-Kassetten in der Videothek ausleihen gingen und der erste Weg unweigerlich in jene Reihe ging, in der die Filme mit den tollen Covern von Roger Moore und Sean Connery standen.
Diese extravagante Welt voller Eleganz und Glamour, diese überragenden Stunts und tollen Frauen. Diese Autos, die ich besitzen und fahren wollte. Diese Gadgets, die ich gerne überall hätte einsetzen wollen, wo mir jemand nicht gepasst hat. Diese Orte, an denen ich so gerne zumindest einmal im Leben sein wollte. Dieses Eintauchen in eine fantastische und phantasievolle Welt der Fiktion. Und dieser unerschütterliche Held, der nie aus der Ruhe zu bringen war und der am Schluss immer gegen das Böse gewann. Einmal im Leben sein wie er.
Weniger wohl Gesonnene meinten damals schon, diese „007-Formel“ sei langweilig und überholt. Doch gab es immer wieder zeitgenössische Inhalte und auch Anpassungen. Der Macho der 60er wurde im AIDS-Zeitalter von 1987 monogam. 1989 zeigte er erstmals persönliche Gefühle. Und 1995 musste er sich dem Ende des Kalten Krieges und einer Frau als Vorgesetzte stellen. 2012 durften wir sogar das Haus kennenlernen, in welchem er aufwuchs. Und 2015 erfuhren wir, dass sein Erzrivale in der Jugendzeit ein Blutsbruder war.
Für mich als Anhänger dieses Grenzgängers zwischen Realität und Utopie, dem gerade noch Möglichen mit dem nicht mehr Machbaren, waren spätestens die beiden letzten Entzauberungen derer zu viel. Dennoch war es für mich noch in Ordnung, da das neue Publikum und der neue Zeitgeist nunmal ihre Schliffe einfordern. Das Gerüst blieb schließlich erhalten, auch wenn der Putz neu gemacht wurde und die etwas verstaubten Zimmer eine neue Einrichtung bekamen. Das Elementare, die Statik der Bondfilme, wurde dadurch nicht verändert. Zumindest noch nicht.
So bereitete ich mich 2021 nach langem Warten schon darauf vor, dass man sicher nicht zum sozial unabhängigen und privat nicht greifbaren Agenten seiner Majestät zurückkehren würde. Ich rechnete mit einer möglichen Liebesgeschichte mit Madeleine oder sogar mit Bonds Tod. Mit all dem hätte ich noch gut auskommen können. Doch es ist die pure Masse an diesen neuen Zügen, die es mir kaum möglich macht, mich mit KEINE ZEIT ZU STERBEN anzufreunden.
James Bond, der Fels in der Brandung des Zeitgeists, wurde gleich auf mehreren Ebenen aufgeweicht und demonstrativ verändert. Die bloße Aneinanderreihung an No Gos lässt einen antiquierten „Alt-Fan“ wie mich sich fragen, ob man ganz gewollt mit allem Vorherigen brechen wollte.
Leiter stirbt. OK, 1989 wurde er auch schon fast getötet – kann ja mal passieren.
SPECTRE wird komplett ausgelöscht. Aha. Da scheint Blofeld, der Ober-Stratege, die Zügel aber nicht mehr in der Hand zu haben.
Dann: Blofeld stirbt auch. Unfassbar! Und dann auch noch „aus Versehen“ von Bond bei einem Würgeangriff umgebracht. Wie unwürdig. Dies hat man also mit jener Figur gemacht, auf die die Fans so gespannt waren, nachdem die Macher nach langen Jahrzehnten die Rechte an der Figur wieder erhalten hatten. Blofeld gelingt nichts und er stirbt dann einfach so? Nicht Euer Ernst!
Und zu guter Letzt , tja, da stirbt eben auch noch Bond selber.

Ist dies nun modern, dass alle sterben müssen? Hetzt man mal wieder einem Trend nach, weil man schon lange selber als Franchise keine Maßstäbe mehr gesetzt hat?
Aber auch unabhängig vom Sterben: Wollte ich denn unbedingt wissen, dass mein der Realität entrückter Kindheitsheld nun auf einmal Familie hat, ein Kind hat, liebt?
Wollte ich sehen, wie er seinem Kind einen Apfel schneidet, wie seine Nummer 007 an jemand anderes vergeben wird, weil er im Ruhestand ist?
Nein, ich glaube nicht.
Die Vermenschlichung dieser Kino-Ikone hat zumindest bei mir zu deren Entmystifizierung geführt. „Too much information“, wie man so schön sagt.
Zudem funktionieren die neuen Moves auch nur ganz bedingt: Die neue Nr. 007 – Nomi, falls jemandem der Namen entfallen ist – ist in der Handlung ein recht unnötiges Beiwerk, so dass es nichts geändert hätte, wenn man diesen Twist einfach weggelassen hätte. Wollte man also nur die Figur des „James Bond 007“ auf den Boden der Tatsachen runterziehen?
Ohnehin versandet vieles im Profanen. Wir sehen Qs Wohnung und dass er kocht. Wir erfahren in minutenlangen Dialogen, wie Mutter Madeleine mit Tochter Mathilde spricht – auf Französisch mit Untertiteln.
Und wir wissen auch, dass Superschurke Safin – erstaunlich blass gespielt vom ansonsten von mir sehr geschätzten Rami Malek – ein Kindheitstrauma hatte, das ihn zu dem werden ließ, was er ist:
Dem Mann, der die Welt meines Bond zum Einstürzen brachte.
Vielleicht bin ich da einfach zu altmodisch: Ich mag in einem Bondfilm nicht wissen, warum ein Schurke böse wurde. Diese Erklärung nimmt ihm dieses Unerbittliche, Diabolische. Aber es passt natürlich zu einem Bond, der seine Eigenschaft, über den Dingen zu stehen, ebenfalls verloren hat.
Wenn ich nun versuche, meine zugegebenermaßen vielleicht auch etwas zu streng verordneten Bond-Attitüden abzulegen, um mich auf den Film als solchen zu konzentrieren, muss ich leider auch hier feststellen:
Zumindest bei mir funktioniert er – auch unabhängig von den Bond-Zutaten – nicht. Vieles zu überladen und unlogisch – und dies nehme ich einem ernsthaft angesetzten Film einfach übler als einem Over-the-Top-Bond.
Das Bedrohungsszenario ist zu wenig greifbar. Warum gibt sich Safin mit sowas Schnödem wie Mammon zufrieden, wenn er sein Ziel, die Vernichtung von SPECTRE, doch erreicht hat? Wer will „Herakles“ eigentlich kaufen und was soll dann damit geschehen? Und was passiert mit den potentiellen Käufern, nachdem der Kauf aus bekannten Gründen nicht zustande kommt?
Diese nicht zu Ende geführten Stränge passen zu einem Film, der aus meiner Sicht so viel Potential gehabt hätte, dann aber viel zu viel will. Der zu viele Ebenen zu erreichen versucht und zu progressiv sein will.
Und dabei hätte ich so gerne über etwas anderes geschrieben. Über die durchaus tollen Momente in NTTD. Z.B. über den meiner Meinung nach wahnsinnig gelungenen Soundtrack Hans Zimmers. Über die herrlichen Reminiszenzen und das schöne Finale. Oder über die wunderbare Pretitle von Matera. Vielleicht auch noch über die witzige Paloma, der man meiner Meinung nach zu wenig Screentime gab. Hätte man nicht vielleicht dafür den einen oder anderen Maddie-Mathilde-Dialog kürzen können?
Ich hätte auch über den coolen Look oder die Farbenvielfallt sprechen können, die NO TIME TO DIE gegenüber einigen Vorgängern vorzuweisen weiß.
Oder auch über den Humor, der mir dann durchaus den einen oder anderen Lacher abrang, z.B. im Zusammenhang mit Obruchev.
Aber der fade Beigeschmack, der sich bei mir nach dem Ende des Films eingeschlichen hat, überwiegt.
Immerhin: James Bond kehrt zurück.
Vielleicht dann in einer neuen Zeit. In einer Zeit, in der man sich wieder mehr Lockerheit (zu)traut und die Unterhaltung im Vordergrund steht und nicht der Seelenstriptease.
Ich bleibe jedenfalls Bond-Fan. Auch wenn ich nicht mit Sicherheit sagen könnte, ob der Junge aus den 80ern auch bei diesem heutigen Bond davon geträumt hätte, einmal im Leben so sein zu können wie er.
"Wer ist schon Bond im Vergleich zu Kronsteen?!"

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Dienstag, 5. Oktober 2021, 09:38

(...) Ich bleibe jedenfalls Bond-Fan. Auch wenn ich nicht mit Sicherheit sagen könnte, ob der Junge aus den 80ern auch bei diesem heutigen Bond davon geträumt hätte, einmal im Leben so sein zu können wie er.
Ja, auch ich bleibe James-Bond-Fan!
Und: Nein, in meinem Fall muss ich sagen, dass der Junge aus den 70-ern mit NTTD sicherlich NICHT von so einem Leben geträumt hätte!

Ich beneide Dich, @Kronsteen, um die leicht melancholische und wohlwollende Sanftheit Deiner Rezension. Das Einzige, wozu ich nach diesem Film noch gerade in der Lage bin, ist, mich mancher zu heftiger Kraftausdrücke zu enthalten!

Ich schätze, in Zukunft wird mein Bond-Kanon mit Skyfall abschließen, um dann mit Dr. No von vorn zu beginnen.
Wie ich an früherer Stelle schon sagte: Ein verpfuschtes Gemälde macht die Galerie nicht kaputt!
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ollistone

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Dienstag, 5. Oktober 2021, 10:34

Hier mal ein Verriss, der vielen aus der Seele sprechen dürfte. Einige Aspekte kann man auch als Befürworter von NTTD nachdenkenswert finden:

Ein Jammerlappen-Bond: Kritik & Analyse


Davon abgesehen:

Der Craig-Bond hat, klammern wir den Solitär „SkyFall“ einmal aus, in keinem seiner Abenteuer wirklich gewonnen. In CR konnte er weder die Organisation entscheidend schwächen noch Le Chiffre persönlich erledigen, das mussten andere für ihn besorgen. Zwar konnte er noch Mr. White entführen, weiter kam er jedoch nicht. Auch für Greenes Tod in QOS zeichneten andere verantwortlich, und die Organisation „Quantum“ blieb weitgehend unangetastet. Über die Krake „Quantum“ setzte sich dann in SP die Mega-Krake „Spectre“, und erneut ist Bond nur in Teilen erfolgreich: Blofeld kann er nicht töten, nur verhaften (lassen), „Spectre“ selbst überlebt. So betrachtet sind Bonds Missionen von Miss- oder Teilerfolgen geprägt. Keinen seiner Hauptgegner hat er selbst getötet, nie die Machtstrukturen als solche zerstört.

All das muss Safin für ihn erledigen – was meines Erachtens seine Größe und Macht unterstreicht. Safin besorgt mit tödlicher Gründlichkeit, was Bond in vier Filmen nicht gelingt, er zerstört „Spectre“ (und damit auch „Quantum“) in einem Handstreich. Mehr noch, Safin schafft, was Bond nie gelungen ist, er tötet Blofeld. Nicht einmal das ist Bond selbst vergönnt, er legt zwar Hand an, ist für Blofelds Tod aber nur unbewusst und indirekt verantwortlich. So gesehen ist Safin das große, reinigende Feuer, das alle Antagonisten zerstört, gegen die Bond bisher machtlos war. Tragischerweise fällt Bond selbst diesem Feuer zum Opfer – das ist am Ende der Preis, den 007 zu zahlen hat.

So betrachtet wird die Ära Craig eigentlich stimmig.
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Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »ollistone« (5. Oktober 2021, 14:56)


Batman

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Dienstag, 5. Oktober 2021, 15:15

Und die Hauptgegner die er tatsächlich selbst tötet (Safin und Silva), tötet er erst nachdem diese ihre Ziele erreicht haben (Spectre vernichten, M töten).

Kronsteen

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Dienstag, 5. Oktober 2021, 16:19

Ich beneide Dich, @Kronsteen, um die leicht melancholische und wohlwollende Sanftheit Deiner Rezension. Das Einzige, wozu ich nach diesem Film noch gerade in der Lage bin, ist, mich mancher zu heftiger Kraftausdrücke zu enthalten!

So ging es mir nach dem Film auch. Brauchte ein paar Tage, um mich zusammenzureißen. ;)

Ein Jammerlappen-Bond: Kritik & Analyse


Sehr gute Analyse! Trifft sehr viel auf den Punkt.


Und die Hauptgegner die er tatsächlich selbst tötet (Safin und Silva), tötet er erst nachdem diese ihre Ziele erreicht haben (Spectre vernichten, M töten).

Interessanter Ansatz! :thumbup:
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Spree

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Dienstag, 5. Oktober 2021, 18:01

Irgendwie ist NTTD tatsächlich nur eine Fortsetzung der Thematik, die in CR ihren Anfang (und m.E. Höhepunkt) gefunden hat und in SF und SP (m.E. in beiden Fällen misslungen) auf die Spitze getrieben wurde.
Ich hatte ursprünglich nach CR, dann nach QOS und dann nach SF ("Mit Vergnügen, M") immerdie Hoffnung, dass Craigs Bond hier nun endlich die Wendung hin zu den Bondfilmen von früher, nur in einem modernen Gewand, nimmt. Dieses Versprechen wurde nie eingelöst und spätestens mit SP auch beerdigt.
JAMES BOND WILL RETURN!

Spree

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Dienstag, 5. Oktober 2021, 20:24

Sorry für den Doppelpost, aber ich wollte hier nochmal auf die Kritik Mr Foggs an der 68er-Bewegung eingehen, sowohl gesellschaftspolitisch, als auch in Bezug auf NTTD.

Ist NTTD wirklich ein schlechter Bondfim wegen der political correctness? Ich bin da skeptisch.

NTTD trifft nicht meinen Nerv, da der Charakter Bonds hier m.E. in eine Emotionalität getrieben wurde, die nicht zur Figur passt, die ich aber nicht irgendeinem gesellschaftlichen Wandel, sondern wie die Autoren/Produzenten damit umgegangen sind, zuschreiben würde.
NTTDs Schwäche ist es nicht, Q zu outen (m.E. im Übrigen auch kein besonders mutiger Schachzug) oder einer schwarzen Frau mit kurzen Haaren die 007-Nummer zu geben, noch nichtmal die Tatsache in Bonds Lebenslauf, ein Kind gezeugt zu haben (siehe Fleming in YOLT).
Was man NTTD vorwerfen kann/muss, ist es, einen Bond geschrieben zu haben, der - sehr treffend von Mr Fogg beschrieben - die Lektion aus CR eben NICHT gelernt hat, sich erneut in eine Beziehung stürzt, die in diesem Spagat niemals funktionieren kann, dem alle 5 Minuten die Lippen zittern, weil er kurz davor ist, loszuheulen, der sich am Ende gar selbst aufgibt und dadurch nicht nur die literarische Vorlage, uns Fans, sondern eben auch die fiktive gerettet-werden-wollende Menschheit ebenso wie seine "Familie" im Stich lässt.

Hat diese Verfehlung etwas mit PC oder den 68ern zu tun? Oder lag hier nicht eher der Wunsch zugrunde, Mr Craigs Ego, dem nach einem grandiosen Ausstand und dem emotionalsten (und längsten) Bond-Epos aller Zeiten dürstete, zu befriedigen? Man muss ja nun davon ausgehen, dass der von mir (zu Unrecht?) vielgescholtene Danny Boyle das Handtuch geworfen hat, weil er Craigs Willen hier nicht nachgeben wollte.

Ich befürchte, dass du, mein von mir sehr geschätzter Mr Fogg (du weißt, das das nicht ironisch gemeint ist), in die "Woke"-Falle wütender Möchtegern-Machos (zu denen ich dich definitiv nicht zähle) getappt bist, die Bonds Dasein als eine Rechtfertigung missbrauchen wollen, sich über Frauen (und Anstand) zu stellen, Gewalt anzuwenden, Frauen zu missachten, die nicht sofort mit ihnen schlafen wollen - kurz: sich wie das letzte A****loch zu benehmen. Darum geht es beim Thema "toxic masculinity". Nur - das war Bond (fast) nie!
Am ehesten fallen seine "Verführungen" von Pussy Galore, Pat in TB und Solitaire in diese Kategorie, wenn man diese Szenen tatsächlich ernst nimmt und nicht mit einem Augenzwinkern betrachtet (in dem Fall hat der Zuseher aber m.E. nicht alle Tassen im Schrank und das spierische, übertriebene und fantastische Element der Bondfilme nicht begriffen).
Insgesamt hat Bond aber zu jeder Zeit seine wichtigsten Charakterzüge behalten: Stil, Tatendrang, Charisma, Hingabe an seinen Job, und bei allen Schwächen, die man bei ihm kennen- und lieben gelernt hat trotzdem immer: Anstand!! Die Verteidigung des moralisch Guten!

Und genau darum geht es doch letzten Endes auch in unserer Gesellschaft: Nicht um die Auferlegung der wildesten Stilblüten wie Gendern, hemmungslose Drogen- und Sexorgien der 68er und anti-autoritäre Erziehung.
Sondern letzten Endes darum, seinem Gegenüber - ganz gleich der Rasse oder ob m/w/divers - mit dem gebührenden Respekt und Anstand zu begegnen und niemanden wegen dieser Merkmale geringer zu achten - und dann aber den hass- und geldgesteuerten, wütenden kleinen Männern (und in TWINE einer Frau) die Meinung zu geigen! Diesen Job hat Bond stets für uns übernommen. Und MICH hat an NTTD wütend und traurig gemacht, dass er das nicht mehr tut.

Hat die "verweichlichte, PC-orientierte" Gesellschaft schuld daran? Ich weiß es wirklich nicht! Bond hatte früher nie Probleme damit, sich von gesellschaftliche Strömungen abzugrenzen. Vielleicht ist an diesem Argument tatsächlich etwas dran, letzten Endes kommen Babs, MGW und eben großteils auch DC aus dieser Verantwortung aber nicht heraus.

Aber was mich trotz allem maßlos stört, ist der Versuch dieser o.g. wütenden Männer mit Minderwertigkeitskomplexen, Bond die Woke-Keule in die Hand zu drücken und als Rechtfertigung für Rassismus und Sexismus zu mißbrauchen, denn das passt einfach noch weniger zur Figur Bonds als alles, was NTTD "angerichtet" hat. Und das liest man aber leider vermehrt in den Kommentarspalten des www. Ich traue unserer Foren- und der wahren Fangemeinde durchaus eine differenziertere Sichtweise zu und dass sie diesem hassgesteuerten Treiben eben nicht nachgibt.

So, jetzt hab ich in einem Post mehr geschrieben, als die letzten 7 Jahre zusammen.
Einerseits tut mir das leid, andererseits freut mich, dass dieses doch recht strittiges Material von NTTD hier hoffentlich spannende Diskussionen lostritt, etwas, das SP in seiner Mittelmäßigkeit nie geschafft hat!

PS: In Anbetracht von NTTD sah ich mich endgültig gezwungen, mein Avatar anzupassen. Sir Roger ist letzten Endes doch MEIN Bond!
JAMES BOND WILL RETURN!

Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von »Spree« (5. Oktober 2021, 20:34)


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Dienstag, 5. Oktober 2021, 22:14

(...) Die im o. a. Wikipedia-Artikel aufgezählten Aspekte der "Toxischen Männlichkeit" zeigen all das auf, wofür James Bond über 50 Jahre stand ... nur natürlich negativ konnotiert! (...)
(...) Ich befürchte, dass du, mein von mir sehr geschätzter Mr Fogg (du weißt, das das nicht ironisch gemeint ist), in die "Woke"-Falle wütender Möchtegern-Machos (zu denen ich dich definitiv nicht zähle) getappt bist, die Bonds Dasein als eine Rechtfertigung missbrauchen wollen, sich über Frauen (und Anstand) zu stellen, Gewalt anzuwenden, Frauen zu missachten, die nicht sofort mit ihnen schlafen wollen - kurz: sich wie das letzte A****loch zu benehmen. Darum geht es beim Thema "toxic masculinity". Nur - das war Bond (fast) nie! (...)
Lieber Spree,
was ich mit dem Hinweis auszudrücken versuchte, war
sicher nicht, dass ein Verhalten, das als "Toxische Männlichkeit"
umschrieben wird, bezeichnend für die Figur des James Bond ist! (Das hat
in oft gebrachten Artikeln Cary Fukunaga getan!)
Mir fällt nur auf,
dass in dem verkrampften Ansinnen, James Bond vor allem in dieser
Hinsicht unverdächtig zu machen, ihn als den über jeden Zweifel
erhabenen Frauenversteher dastehen zu lassen,
in eben diesem
Bestreben wird - neben zahllosen weiteren Bereichen von Kunst, Literatur
und Film, etc. - 007 modifiziert. Umgedreht von einer Haltung, die in
"historischem Provinzialismus" (C.S. Lewis) lautstark davon ausgeht,
dass man heute um so viel klüger und reiner und besser ist als die
kreativen Ahnen!
Jede Haltung kann pervertierte Ausformungen
annehmen, das ist klar! Aber das Bekenntnis zu einer Männlichkeit, die
m. E. besonders in der mittelalterlichen Literatur aber auch später in
verschiedensten Bereichen beschrieben, veredelt und gepriesen wird, hat
mit einer solchen Perversion nichts zu tun.
Wenn man - wie seit
mehreren Jahren zu beobachten - jetzt damit beginnt, alles das Gute, das
irgendwann irgendjemand mal für schlechte Zwecke verwendet hat,
abzuschaffen, umzuwandeln, umzuDREHEN, ... dann geht der Geschichte im
Allgemeinen über kurz oder lang JEDE Errungenschaft verloren!
Bei
James Bond im Besonderen hätte das (und HAT im Falle von NTTD) zur
Folge, dass von der ursprünglichen Figur nichts mehr übrig bleibt.
Die
Ideale des Rittertums im Hochmittelalter passen sehr gut auch auf Bond.
Niemand würde behaupten, dass jeder Ritter diese Ideale in sein Leben
eingebaut und umgesetzt hätte ... aber durch den höfischen Roman ist uns
zumindest bekannt, was man in jenen Tagen für gut und nachahmenswert
hielt.
So eben auch bei James Bond: Ihn in seinen Haltungen
nachzueifern, ist etwas Gutes, auch wenn wohl kaum jemand es in letzter
Konsequenz schafft.

Aber, ein Feindbild zu schaffen und zu
propagieren, wie es im o. a. Wikipedia-Artikel beschrieben wird (wo aber
auch kritische Stimmen zu Wort kommen), provoziert eine Zerstörung mit
gigantischen Kollateral-Schäden.

Ich habe drei Söhne. Ich sehe
sie seit Jahren aufwachsen und respektiere ihre Identifikation mit einer
m. E. natürlichen Männlichkeit. Sie lesen Karl May, Hemingway, J. F.
Cooper, Melville, Guareschi, Stevenson, Scott, ... und ja: auch Fleming.
Wollte ich jetzt beginnen, Ihre Literaturlisten zusammenzustreichen,
damit ihre Bildung über jeden Zweifel erhaben ist und bereinigt von
allem, was jemand für "toxische Männlichkeit" halten könnte,
es bliebe nicht mehr viel übrig!

Wie
gesagt: Es mag Fälle geben, in denen ein eigenartiges Bild von
Männlichkeit zu schlimmsten Verirrungen führt. Aber es sind auch schon
Menschen mit einem Hammer erschlagen worden ... und es wäre vermessen,
daraufhin alle Hämmer der Welt zu verbieten!

Nebenbei vermute
ich, dass in den Kreisen, die sich in ihrer Männlichkeit an Schwächeren
vergehen, Literatur-Kenntnisse quasi nicht vorhanden sind! Gerade in
dieser Hinsicht wäre folglich jede Anpassung klassischer Stoffe an
moderne Haltungen kontraproduktiv.
God save the Queen!

Spree

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Dienstag, 5. Oktober 2021, 22:40

Nebenbei vermute
ich, dass in den Kreisen, die sich in ihrer Männlichkeit an Schwächeren
vergehen, Literatur-Kenntnisse quasi nicht vorhanden sind! Gerade in
dieser Hinsicht wäre folglich jede Anpassung klassischer Stoffe an
moderne Haltungen kontraproduktiv.


Oh JA!
Im übrigen finde ich den Ritter-Vergleich sehr passend.
Es freut mich, dass ich dich da etwas missverstanden hatte, wofür ich mich entschuldige. Ich bin in der Hinsicht derzeit vieleicht etwas hypersensibel, bei all dem Schwachsinn, was in diversen Kommentarspalten steht. Ich vermute, dass wir inhaltlich gar nicht weit auseinander liegen.
JAMES BOND WILL RETURN!

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Mittwoch, 6. Oktober 2021, 04:42

(...) Ich vermute, dass wir inhaltlich gar nicht weit auseinander liegen.
PS: In Anbetracht von NTTD sah ich mich endgültig gezwungen, mein Avatar anzupassen. Sir Roger ist letzten Endes doch MEIN Bond!
Eine inhaltliche Nähe wird jetzt durch unsere Avatars symbolisiert! :prost:

Roger Moore in The Spy, who loved me! Ein eindeutiges und beneidenswert sichtbares Statement!

Ich glaube auch, dass ich in den sechs Jahren des "Spectre-Vakuums" nicht mehr so viel hier geschrieben habe wie in den jetzt sechs Tagen seit Sichtung von NTTD!
Mittelmäßigkeit, wie Du es nennst, @Spree, ist der Tod jeder Debatte! Und "Mittelmäßigkeit" in dem Sinne kann man NTTD folglich tatsächlich nicht vorwerfen! :D
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Mittwoch, 6. Oktober 2021, 10:21

Dass sie aus der kurzen Waffen-Episode, die Madeleine in der Zug-Szene von SP erzählt, gleich eine hammerstarke PTS stricken, finde ich übrigens ziemlich cool und wertet SP im Nachhinein fast auf.

Auch insgesamt hat Madeleine in NTTD einen viel stärkeren Eindruck hinterlassen als im Vorgänger.
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Donnerstag, 7. Oktober 2021, 04:07

Dass sie aus der kurzen Waffen-Episode, die Madeleine in der Zug-Szene von SP erzählt, gleich eine hammerstarke PTS stricken, finde ich übrigens ziemlich cool und wertet SP im Nachhinein fast auf.

Auch insgesamt hat Madeleine in NTTD einen viel stärkeren Eindruck hinterlassen als im Vorgänger.

Im Gegenzug wäre ich sogar damit einverstanden, wenn sie SP und NTTD im nächsten Film zu einer kurzen Alptraum-Sequenz deklarierten, aus der Bond schweißgebadet aufschreckt, und ENDLICH zur Tagesordnung übergeht! :)

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Donnerstag, 7. Oktober 2021, 09:17

Im Gegenzug wäre ich sogar damit einverstanden, wenn sie SP und NTTD im nächsten Film zu einer kurzen Alptraum-Sequenz deklarierten, aus der Bond schweißgebadet aufschreckt, und ENDLICH zur Tagesordnung übergeht!


Darauf habe ich insgeheim seit dem Kopf-Anbohren gehofft!
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Donnerstag, 7. Oktober 2021, 09:50

Darauf habe ich insgeheim seit dem Kopf-Anbohren gehofft!
Das hatte ich erfolgreich verdrängt ... jetzt ist es wieder da! :kotz:
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Batman

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Donnerstag, 7. Oktober 2021, 16:53

Naja, ich gehe mal davon aus, dass der nächste Film sowieso ein Reboot wird. Insofern wird euer Wunsch wohl wahr. Wie soll das auch anders laufen? "Ah, 007. Wie ich sehen haben sie den Raketenangriff überlebt. Man erkennt sie ja kaum wieder. Sie sehen gleich 20 Jahre jünger aus." :D