Zu Zimmer gehen die Ansichten ja teilweise extrem auseinander. In manchen Filmmusik-Foren und -Gruppen lässt man kein einziges gutes Haar an ihm. Das zeigt aber für mich schon, dass das keine rational begründete Ablehnung ist, und wirkt oft etwas elitär. Als ob man Zimmer übelnimmt, dass er keine akademische Ausbildung hatte und nicht erstmal 15 Jahre lang in irgendeinem Konservatorium auf Stradivari-Cellos geübt hat, sondern in Bands am Synthesizer stand. Und dem gemeinen Pöbel gefällts auch noch.
Bei der Kritik an ihm werden dann meistens die Scores zu Inception, The Dark Knight oder Mission: Impossible 2 genannt. Für Nolan schreibt Zimmer wohl tatsächlich etwas schlichte Musiken, die oft nach Bämm-Bämm klingen. Andererseits frage ich mich auch, welche filigranen Klavierklänge es braucht, wenn Batman mit seinem Tumbler über andere Autos brettert. Bei Inception finde ich die Musik insgesamt äußerst gelungen, da sie sehr gut zu der Traumatmosphäre passt. Und M:I-2 ist ja nun eh Dicke-Hose-Kino. Neben den Blockbustern wie Fluch der Karibik etc. gibt es auch viele differenzierte Musiken von Zimmer, wenn ich etwa an Sherlock Holmes, Angels & Demons, Der Prinz von Ägypten oder Der schmale Grat denke. Sicherlich ist mein Musikgeschmack da nicht so elaboriert; entweder etwas klingt gut oder nicht. Ich mag ihn. Der erste Soundtrack, den ich überhaupt auf CD gekauft habe, war Broken Arrow, weil ich das "Deakin's Theme' mit der Gitarre von Duane Eddy extremst cool fand.
Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Zimmer in den verbleibenden Wochen nichts bondiges zustande kriegt. Wahrscheinlich macht man sich als etablierter Filmkomponist immer auch mal Gedanken darüber, was man zu einem Franchise wie Bond beisteuern würde. Insofern denke ich, dass er da nicht völlig von null anfängt. Grundsätzlich hätte ich einen noch relativ unbekannten und hoffnungsvollen Komponisten besser gefunden, jemand wie Daniel Pemberton beispielsweise, der dann auch für zukünftige Bondfilme zur Verfügung steht und ähnlich wie Arnold einen wiedererkennbaren Sound entwickelt. Dass man nach dem in die Hose gegangenen Serra-GE-Score ungern wieder jemand unerfahrenen ranlässt kann ich gut nachvollziehen. Wobei ich die Tendenz zu 'big names' insgesamt nicht so gern sehe. Statt den Oscarmimen wie Waltz und Malek oder den dicken Chart-Acts wie Sam Smith sollte man lieber noch relativ unbekannte Talente entdecken. Zimmer wird sicherlich nicht für mehrere Bondfilme zur Verfügung stehen. (Wobei er zwei, dreimal pro Jahrzehnt sicherlich einräumen kann...)
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Martin« (13. Januar 2020, 05:48)